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warnendes Beispiel für alle diejenigen, die auch Lust
daran hätten, stch der Hexerei zu ergeben, sich von Gott
abzuwenden, um sich dem Satan, dem schwarzen, für
alle Ewigkeit zu verschreiben. Die empörten Walliser
am Triesnerberg würden auch für ihre Hexe, für das
arme, unschuldige Gretli, die Todesstrafe fordern.
Das Gretli war verloren. Das gestand sich der
Pfarrer mit wehem Herzen ein; er selbst war in dieser
Sache vollständig machtlos; auch das gestand er sich
blutenden Herzens ein. Was hatte er nun schon gegen
den unseligen Wahn gepredigt! Wie hatte er das Volk
aufzuklären versucht! Hatten seine Ermahnungen ge
fruchtet? Nein, nur immer tiefer verstrickten sich seine
pfarrkinder in dem Wahn; Hoch und Niedrig war
davon ergriffen; mit wenig Ausnahmen waren selbst
die adeligen Herren auf Schlössern und Burgen, Lehens
herren, Grafen und Fürsten, dem Wahn ergeben.
Das Gretli mußte sterben; das Volk würde die
Todesstrafe vom Gericht ertrotzen. Wie lange konnte
es noch währen?
Aber war es nicht vielleicht besser, wenn das arme
Rind schon bald erlöst würde, als daß es noch länger
an diesem entsetzlichen Drte verweilen müsse, der dem
jugendlichen Aörper auch ohne die gräßlichen Folter
qualen den Tod über kurz oder lang bringen mußte?
Pfarrer Nkathys schluckte und schluckte an auf
steigenden, heißen Tränen. Wie ihm das Leid um das