208
„Ls ist, wie Ihr sagt, Bauer."
„Herrgott, so etwas!" Der Bauer schleuderte den
Arm mit einem wuchtigen Stoß zur Seite, daß die ganze,
kleine Gestalt vorwärts flog.
„Hahahaha, Nachbar Stöß, da habt Ihr Luer Ur
teil. Wo ist nun die Lüg', he? Ist das eine wahr, ist
auch leicht das andere wahr. Hat das Nlädchen den
Bub verhext, hat's auch noch mehr Hexerei getrieben.
Fragt es doch, hahahaha!"
„Was sagt Ihr da, Jos?" Nlit kreischender stimme
suhr die Bäuerin den hämischen Spötter an. „Was sagt
Ihr, Jos, das Gretli hat den Bub verhext? Und noch
inehr Hexerei soll es getrieben haben?"
„Fragt doch selber das Nlädchen, Bäuerin. Geht
auf die Gaste und hört, was die Leute reden; ist nicht
wenig, was die reden!"
Die Bäuerin war wie ohne Verstand. N)ie der Blitz
kamen ihr die Gedanken; war ein neues Unheil da?
N)ar es noch nicht genug gewesen mit der Lucia, dem
armen Weibe? Und nun sollt' auch das Gretli eine Hexe
sein? Hörte denn das Leid gar nicht auf in diesem
Hause? Und das arme Aind dort? War es schuldig?
Nicht begriffen hatte das Gretli zuerst die furchtbare
Anklage; nach und nach dämmerte es ihr in dem Hirn,
daß es sich um viel, viel Schwereres handle als nur um
ihre junge Liebe. Ihre Augen wurden starr von Ent
setzen, sie fühlte, wie ihr die Sinne schwanden, sie wankte