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„Das ist nicht wahr, Jos!" schrie er auf.
„So, nicht wahr? ZITeint Ihr leicht, dem Jos Rüdi
wär das Lügen eine Tugend, he? Vas wahr ist, muß
wahr bleiben, und ich sag's Luch nochmals, das Gretli
hat den Bub verhext, daß der selber nicht mehr wußt',
was er dacht', und sein dummes Herz an dem Mäd
chen gehangen hat. Verschmäht hat er meine Stina
wegen so einer; eine Schand' ist's, sag' ich."
Lr spuckte in weitem Bogen aus und warf die
Lippen verächtlich auf; seine stechenden Augen ruhten
unausgesetzt auf dem Gesichte seines Gegenübers. Der
war getroffen; den hatte die Nachricht gepackt. Vas
in dem Augenblicke in der Seele des Mannes zuging,
das war nicht zu beschreiben.
„Herrgott, wenn es möglich wär'!"
„Ist schon leicht möglich," höhnte der Jos. „Aönnt
nur den Veibel rufen, seid ja der Vorsteher, Jakob Stöß."
„Ich glaub's nicht. Das Gretli? Der Aloys?"
Lin tiefes Stöhnen kam aus seiner Brust.
„So fragt doch das Gretli."
Da richtete sich Jakob Stöß zu seiner vollen Höhe
aus und sah den andern scharf an.
„Ich frag' das Gretli, und Ihr sollt dabei sein,Ios."
Mit dröhnender Stimme rief er aus der Tür hinaus:
„ Gretli, reinkommen I"
Linen Augenblick darauf kam das Gretli in die
Stube. Rührend war die kleine, schmächtige Gestalt