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wenn er ihr seine rohen Schimpfwörter entgegenschleu
dern wollte. Sie hatte es nicht gut bei dem harten
Manne, jetzt noch viel weniger, als da das Mariele
noch lebte und seine patschigen, dicken Ärmchen ost um
Vater und Mutter zugleich schlang und durch sein liebes
Geplauder die harten Züge wie ganz von selbst weich
machte.
Die Truda sah erstaunt auf ihren Mann, der ein
ganz verstörtes Aussehen hatte und sich in aufgeregter
Hast mit allen Singern durch die Haare fuhr.
„Hast es gehört, Truda? Das Gretli ist eine Hex' — "
„Zesus, Maria und Josef!"
„Mahr ist's, das ganze Dorf spricht darüber. Und,
Truda, weißt, was man sagt?"
Er näherte sich mit seinem verstörten Gesichte dem
seines Meibes und flüsterte mit vor Erregung heiserer
stimme: „Das Gretli hat das Mariele verhext, daß
es hat sterben müssen."
„Herrgott im Fimmel!"
Die Truda ließ sich auf die Holzbank fallen und
schlug beide Hände vor das Gesicht. Unheimlich still
war es für eine Meile in der 5tube.
„Glaubst es, Truda?"
Da hob sie den Aopf unb schaute ihren Mann mit
heißen Augen an. Mit fester stimme antwortete sie:
„Vb ich's glaub'? Nein, sag' ich, das Gretli ist
keine Hex', und es hat auch nicht das Mariele verhext.