Zehntes Kapitel.
2luf dem Triesnerberg war ein geheimnisvolles
Flüstern. Die Leute steckten die Köpfe zusammen; ihre
Gesichter zeigten teils einen sorgenvollen, teils einen
hämischen, schadenfrohen Ausdruck, je nachdem. A)o
sich welche trafen auf der Gaffe, am Brunnen, oder
wo es auch immer sonst sein mochte, da standen sie
beieinander, und der eine fragte den andern:
„Habt Ihr's schon gehört, Nachbar?"
Dann ging das Flüstern los; ganz dicht kamen die
Köpfe zusammen, und das Staunen auf den Gesichtern
wurde größer und größer, und laute Ausrufe des Gut-
setzens wurden hörbar.
„Jesus, Maria und Josef, wer hätt' das ahnen
könnenI Nicht zu denken ist es, rein nicht zu denken!"
Hans Gberlin war mit ganz verstörtem Gesichte zu
seinem lveib in die 5tube gekommen. Sie hatten wenig
miteinander gesprochen in der letzten Zeit; der Bauer
war erbittert und trank oft heimlich mehr als er ver
tragen konnte; das war alles um den Tod des Mariele.
Die Truda sah ganz verhärmt aus; zu dem Leid um
das verstorbene, einzige Kind kam der Kummer um
den Mann, der nur den Mund zum sprechen auftat,