\2
Unheil abzuwenden, schweigen war hier das allerbeste;
denn wer konnte wissen, ob nicht auch sie noch in die
Anklage gezogen würden, weil sie die angebliche Hexe
so lange unter ihrem Dache beherbergt hatten? Die
Bäuerin tröstete wie eine Mutter das unglückliche, arme
Gretli; beide, der Bauer und die Bäuerin, taten im
stillen das heilige Gelöbnis, das Rind der als Hexe
Verbrannten stets im Hause zu behalten und wie ihr
eigenes anzusehen.
Das Gretli aber war seit der schrecklichen Zeit, da
die Mutter fortgeschleppt worden war, still und ernst;
aus dem fröhlichen, inuntern Kinde war plötzlich eine
ernste Jungfrau geworden. Nie spielte es mehr mit
den blonden Triesnerberger Kindern auf der Gaste
oder unter den alten Walnußbäumen; es suchte sich
Arbeit in Haus und Hof und schaffte den ganzen Tag.
Aber wenn es dann spätabends sein Lager aufsuchte,
dann kam die Erinnerung an das schreckliche, und
dann weinte es bitterlich, bis endlich ein wohltuender
Schlummer die heißen Augen schloß und dem armen
Kinde Vergessenheit brachte.
Stumm und verschlossen war auch der Aloys. Wohl
litt er mit seinem Schwesterlein ; aber es war ihm nicht
gegeben, seinen Sinn aufzuheitern; die Bergbewohner
sind ja meistens wortkarg, ein wenig schwerfällig. Aber
im geheimen tat er ihm viel Liebes an, und er war
überglücklich, als er bemerkte, daß das Gretli langsam