Die Tür zu der nebenanliegenden INilchkammer
war nur angelehnt. Gretli rahmte von großen, flachen
Schüsseln die Wilch ab, ein Amt, das ihr die Bäuerin
erst vor ganz kurzer Zeit übertragen hatte und womit
diese ihr einen großen Beweis ihres Vertrauens schenkte.
Denn das Abrahmen ist in jedem Bauernhause eine gar
wichtige Sache, welche die Bäuerin fast immer selbst zu
besorgen pflegt und selten nur dem Gesinde überläßt.
Gretli hatte jedes Wort, das der Bote hinterbrachte,
verstanden; sie ward schreckensbleich. Der Aloys krank?
Vielleicht gar sterbend?
Das Herz drohte ihr still zu stehen bei dem Ge
danken; der Löffel in ihrer Hand zitterte, und gelbweiße
Tropfen des kostbaren Rahmes fielen auf die Stein
fliesen. Wenn das die Bäuerin gesehen hätte, ganz aus
wäre es gewesen mit dem Vertrauen.
Der Aloys krank?
„Gretli, Gretli!" rief die Bäuerin aus der Stube.
„Ich komm' schon, Bäuerin."
„Hast es gehört, Gretli, der Aloys ist krank!"
Anna Stöß schluchzte, und der Schürzenzipfel be
arbeitete noch heftiger die Augen. Der Bauer hatte die
Ellbogen auf den Tisch gestemmt und stützte mit beiden
Fäusten den Aopf. Es war ihm ganz dumpf im Gehirn
oben. Gr machte sich allerlei Gedanken. Vielleicht war
der Bub gerade deshalb krank geworden, weil er ihm
so hart zugesetzt hatte? Er dachte an jedes Wort der