U9
und sich bald in aller Kerzen eingenistet hatte durch
sein artiges, liebes Wesen? Das Rind, das er groß
mütig beschützt hatte und als sein Schwesterchen liebte?
Das Aind, mit dem er in heißem Herzeleid, in wehem
Schmerze das ganze furchtbare Leid durchkostet und ge
tragen hatte, damals, als man seine Mutter beschul
digte, eine Hexe zu sein, als man sie in das Gefängnis
schleppte, um sie dort nur wieder herauszuholen, um sie
dem Scheiterhaufen zuzuführen?
Hatte sich da vielleicht schon die Liebe in sein Herz
geschlichen, ohne daß er es wußte, als es überquellen
wollte vor heißem Mitleid?
Nein, nein; oder doch vielleicht? Aber die Augen
waren ihm erst aufgegangen damals, als das Gretli
zur Bargellaalp kam.
Und doch war er ahnungslos gewesen; wie in einem
schönen, schönen Traum war er gewandelt in all den
Wochen, die seit dem Tage vergangen waren.
Heute war das Erwachen gekommen.
Machte es ihn glücklich?
wenn das Glück war, was jetzt heiß seine Seele
durchbrauste, daß es fast die Brust sprengte; ja dann
war er glücklich!
Denn es war die reine, heilige Liebe, die ihn zu
dem Gretli hinzog; jene hohe, heilige Gottesflamme,
die das Herz ergreift.
Ja, er liebte das Mädchen.