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böse war; es tat ihm auch leid, daß er seinen Wunsch
nicht erfüllen konnte, dachte er sich doch wohl, daß er
eine große Hoffnung zerstörte. Aber es ging nicht, wahr
haftig nicht; er konnte die Stina nicht heiraten; sein
Herz hatte andere wünsche, ganz, ganz andere. Die
Stina mit ihrer kraftvollen Gestalt und ihrer gesunden,
üppigen Schönheit lockte ihn nicht, auch nicht des Jos
Hab und Gut. Gr möchte ein anderes Mädchen erringen,
ein kleines, bescheidenes Mädchen von einer rührend
kindlichen Gestalt, das zwar keine Reichtümer hatte
„Aloys, kann es denn wirklich nicht sein?"
Ordentlich weich war jetzt des Bauern Stimme, als
er noch einmal, ein allerletztes Mal, die Frage stellte.
Da ward auch der Sohn weich.
„Ls geht nicht, Vater, so gern ich Luch auch die
Freude antun möchte. Glaubt es mir, Vater, die Stina
und ich paffen nicht zusammen."
„Hast ein anderes Bauernmädchen im Auge, Aloys?"
„Fragt mich nicht, Vater, noch weiß ich selbst nicht,
was ich will. Aann sein, daß ich zeitlebens ein einsamer
Geselle bleibe, ^jhr seht ja, Vater, ich liebe die Lin-
samkeit; ich bin glücklich und zufrieden auf der Alpe."
Da sagte auch der Bauer kein Wort weiter. Aber
sinster war seine Miene, als er bochaufgerichtet aus
der Sennhütte trat und über den Schnee nach Hause
stapfte. Den Sepp würdigte er überhaupt keines Blickes,
obschon der doch extra aus dem Stall gelaufen kam.