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Da bäumte sich der kleine Aörper plötzlich wie in
furchtbarer Q)ual, die Augen traten aus ihren höhlen,
das Gesicht verzerrte sich, Schaum trat vor die heißen,
geöffneten Lippen. —
„Bäuerin, Bäuerin I" schrie Gretli entsetzt auf.
Die richtete sich schlaftrunken in die Höhe, war wie
verstört, doch nur einen Augenblick, dann hatte sie be
griffen und stürzte mit einem Latze herbei.
„Bäuerin, das Aind stirbt!"
Da schrie die Bäuerin, daß es einen erbarmen mußte.
„Mein Aind, mein Aind, mein Mariele!"
Das hörte nichts mehr; es war wie ein Ruck durch
den kleinen, sich in Todeskrämpfen windenden Aörper
gegangen, der das kleine Herz zürn Ltillstand brachte. Gr
streckte sich zum langen Todesschlafe, die gezerrten Züge
glätteten sich, Friede senkte sich über das bleiche Antlitz.
Erschüttert bis ins tiefste Mark stand das Gretli,
während die Mutter sich wie rasend gebärdete, schrie
und jammerte.
Das hatte auch den Bauer in seiner Dachkammer
geweckt; verstört erschien er in der Ltubentür.
Als er begriff, um was es sich handelte, da brüllte
er auf wie ein verwundeter Ltier.
„Herrgott, Herrgott, das durftest du uns nicht antun!
Das vergeß' ich dir nie, Herrgott!"
„Versündigt Euch nicht, Bauer!" sagte Gretli aufs
höchste erschrocken.