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fettst sah es in dieser Zeit in unserem Ländlein aus, daß es nickt zu
beschreiben ist. Unsere Kriegsschuld ist so groß, daß Kind und Kindes
kinder daran zu zahlen haben." So klagt ein Zeitgenosse. Der Scha
den, den dies kleine Land nur in den Jahren 1794—1802 erlitten
hat, belief sich nach amtlicher Schätzung auf nahezu eine Million
Gulden, und dies nach damaligem Geldwerte! —
18.
Fürst Johann I.
Da Fürst Alois I. am 24. März 1805 kinderlos starb, folgte
ihm sein Bruder Johann I. in der Regierung.
Fürst Johann kämpfte mit gegen Napoleon in der berühmten
Dreikaiserschlacht bei Austerliz und deckte, während die feindlichen
Kugeln um ihn pfiffen, ihm durch Hut und Kleider drangen und
mehrere Pferde unter ihm töteten, den Rückzug der Kaiserlichen. Er
unterzeichnete auch namens des Kaisers den Frieden.
Am 12. Juli 1806 traten l2 süddeutsche Staaten zu einem
Bunde zusammen, den man Rheinbund nannte. Sie nahmen Napoleon
zu ihrem Protektor und trennten sich für immer vom deutschen Reiche.
Unter den Namen dieser Rheinbundfürsten wird auch der des Fürsten
von Liechtenstein ausgeführt; er war aber dabei durch keinen Gesandten
vertreten und der Anschluß geschah, ohne daß er irgend welche Schritte
that.
Nun, nach solchen Vorgängen, legte Kaiser Franz H. die deutsche
Kaiserkrone und die Regierung des deutschen Reiches nieder und
nannte sich fortan Franz I., Kaiser von Österreich. Das altchrwür
dige deutsche Reich hatte somit nach 1000jährigem Bestände aufgehört
zu sein.
Die Fürsten waren nun 8ouveraino geworden und dies änderte
vielfach ihr bisheriges Verhältnis zu den Unterthanen. Das zeigte
sich auch im Fürstcntume Liechtenstein. Tie uralte Landesverfassung
mußte einer neuen weichen. Das Landammannamt wurde aufge
hoben, ebenso wurden die 12 Mitglieder des Gerichtes, die den Rat
des Landammanns gebildet hatten, entfernt und statt dessen in jeder
Gemeinde ein Beamter aufgestellt, der den Namen „Richter" führte.
Auch manche neue Lasten und Auslagen mußte das Volk über
nehmen.
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