Volltext: Geschichte des Gebietes des heutigen Fürstentums Liechtenstein, für Schule und Haus

Graf Rudolf schloß sich zur Verteidigung seiner Grafschaft 
der Vorarlberger „Landesrettung" an zu gegenseitigem Schutz und 
Trutz. Kam der Feind in die Nähe, so wurde von einer Burg zur 
anderen durch drei Kanonenschüsse ein Zeichen gegeben, so von Guten 
berg auf das Schloß zu Vaduz, von da nach dem Thurme zu Brudern, 
von da nach der Schattenburg bei Feldkirch und so weiter hinab bis 
Bregenz. Graf Rudolf war zugleich königlicher Statthalter von Tirol. 
Er starb i. I. 1535. 
Seine Nachfolger hatten ruhige Zeiten. Im Jahre 1584 aber 
bedrängten die Türken von Osten her das christliche Abendland. Da 
mußten auch die Leute in den Herrschaften Vaduz und Schellenberg 
für den Krieg die Türkensteuer zahlen. Es waren damals in Balzers 
83, in Triefen 58, in Triefenberg 113, in Schaan und Planken 78, 
in Vaduz 50, in Gamprin, Ruggell und Schellcnberg zusammen 97, 
in Eschen 46 und in Mauren 38 steuerzahlende Bürger; beide Land- 
schatten hatten zusammen etwa 4,000 Einwohner. 
Graf Karl Ludwig gab um 1590 dem Lande ein neues Gesetz 
über Erbfolge und Testamente, das dem Volke sehr wohl gefiel und 
erließ strenge aber heilsame Verordnungen in Betreff der Verschwen 
dung und des betrügerischen Schuldenmachens, dann über Anhörung 
der Messe und Predigt an Sonn- und Feiertagen, über das Gebet 
beim Feierabendläuten am Samstag, über Fluchen und Schwören, 
über Kinderzucht, Aberglauben, Wirtshaussitzen und Müffiggang, über 
den Schulbesuch vom 7. Altersjahre an, über das Kartenspiel und 
über das Laster der Unzucht, das mit schwerer Kerkerstrafe und sogar 
mit dem Tode bedroht wurde, über Nachtschwärmereien, Hochzeit- 
und Kirchweih-Gelage, über den Luxus in Nahrung und Kleidung, 
endlich über das Bettelwcsen und über die Sorge für die Dorfarmen, 
die den Gemeinden und besonders den Seelsorgern empfohlen wurden. 
Diese Polizeiordnung läßt die Mängel und Schatten erkennen, die 
damals das Volksleben aufwies, aber auch den Geist, in welchem die 
Obrigkeit für ihre Unterthanen sorgte. 
Ebenso unermüdlich und eifrig wirkte zur Verbesserung der 
Sitten im Priester- und Laienstande der Fürstbischof Johann V. zu 
Chur, der iu jenen sturmbewegten Tagen mit fester Hand das Steuer 
des altehrwürdigen Bistums führte. Aus seinen Mahnworten ersieht 
man, wie das religiöse und sittliche Leben des Volkes infolge der be 
ständigen Kriege in Verfall geraten war.
	        

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