Volltext: Geschichte des Gebietes des heutigen Fürstentums Liechtenstein, für Schule und Haus

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äußert worden. Um au den Eidgenossen deshalb Vergeltung zu üben, 
brach eine Abteilung vom schwäbischen Bundesheer von Vaduz und 
Schaan über den Rhein und trieb den Leuten in Wartau und Wer 
denberg alles Vieh weg. Man sicht daraus und aus der rücksichts 
losen Zerstörungswut, die allenthalben in grauenhafter Weise zutage 
trat, und die auch das Heiligste nicht schonte, welch entsetzliche Rohheit 
die fortwährenden Kriege in das Volk gebracht hatten. Besonders 
waren es die Schweizer, die in ihrem Ubermute insolge ihrer glän 
zenden kriegerischen Erfolge, ohne Streit nicht mehr leben zu können 
schienen. Übrigens hatten sie in diesem furchtbaren Kriege nicht nur 
fremdes Gebiet mit Blut und Ruinen bedeckt, und Thränen und Not 
und Elend dort hinterlassen: sie bluteten auch aus eigenen Wunden. 
Auch ihr Gebiet ward mancherorts furchtbar verwüstet. Im Engadin 
z. B. traf ein schwäbischer Heerführer eine Schaar ausgemergelter 
Kinder, die aus einer Wiese ihren Hunger mit Kräutern zu stillen 
suchten. Auf seine Frage antwortete ein altes Weib: „Tic Väter die 
ser linglücklichcn hat das Schwert, ihre Mütter Seuche uud Hunger, 
ihre Wohnungen uud Habe der Feind und das Feuer dahingerafft. 
Nur wir Elenden sind noch übrig, um diese armen Kinder wie das 
Vieh ans die Weide zu treiben und zu sehen, une eines nach dem 
anderen dem Elende erliegt." 
Ter Krieg war furchtbar; 2000 Städte, Schlösser und Dörfer 
gierigen in Flammen aus; der Ackerbau lag darnieder; die Felder 
standen öde; die ausgeplünderten Wohnungen und Ställe waren in 
Trümmerhaufen verwandelt. Wie eine Erlösung aus großem Leid 
und eine freundliche Botschaft vom Himmel, wurde daher überall die 
Kunde begrüßt vom Frieden, der am 12. Scpt. zu Konstanz geschlossen 
worden war. Die Schweiz riß sich vom deutschen Reiche los; Ludwig 
von Brandts aber kam wieder in sein Land zurück und die alten 
Verhältnisse kehrten allmählich wieder. Den Aufbau des verbrannten 
Schlosses zu Vaduz erlebte Freiherr Ludwig nicht mehr; er und sein 
Bruder Sigmund starben kinderlos im Jahre 1507. Ihr einziger, sie 
überlebende Bruder, welcher Domherr zu Chur war, verkaufte nun 
die beiden Herrschaften Vaduz und Schellenberg seinem Neffen, dem 
Grasen Rudolf von Sulz (12. Juli 1510).
	        

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