90
das Fußvolk. Als dies die Flucht der Ritter sali, wankte die Ord
nung, und bald eilte alles beut Meine zu. Da wurden viele erschlagen;
viele ertranken ini Rheine. Wolfhard von Brandts verlor sein Ban
ner, so auch die Stadt Feldkirch, und in den brandisischen Landen,
wie in Vorarlberg, war große Trauer über den Verlust so vieler
biedern Leute. Doch brachte dieser Siea den Eidgenossen keinen Bor
teil. Im folgenden Monate zogen noch einmal 4,000 Mann aus
Vorarlberg und den brandisischen Herrschaften nach Ragaz und brand
schatzten dieses Dorf zur Strafe für den Verrat um 1200 Gulden.
Dann wurde wieder Friede.
3. Im Jahre 1456 starb Freiherr Wolfhard 1. von Brandis
und wurde in der Gruft der alten Vaduzer Grasen zu Vaduz bei
gesetzt. Bon seinen Söhnen wurde Rudolf Domherr zu Chur, ört
lich aber Bischof daselbst. Er regierte das Bistum mit großer Thatkraft
über 30 Jahre und war ein standhafter Verfechter der Rechte des
Hochstiftes wie seines Hauses, dessen Zierde er war. Unter ihm wur
den besonders viele neue Kirchen erbaut. Ein dritter Sohn des Frei
herren Wolfhard I. war Ulrich, österreichischer Bogt zu Feldkirch.
Nach Ulrichs Tode erbten seine Söhne Ludwig und Sigmund seine
Besitzungen.
8.
Der Schwadenkrieg.
1. Unter der Regierung der Freiherren Ludwig und Sigismund
sahen diese Landschaften recht traurige Tage, die des Sckwabcn-
krieges nämlich, der über unsere friedlichen Dörfer und ihre Bewohner
unsägliches Elend brachte.
Um den fortwährenden Fehden und Gewaltthaten der Großen
und dem Unfuge der Fehmgcrichte ein Ende zu machen, und um
Ordnung und Rechtsgleichheit im ganzen Reiche herzustellen, hatte
Kaiser Maximilian ein Reichsgericht in Frankfurt eingesetzt, das an
des Kaisers Statt als oberster Gerichtshof Recht zu sprechen hatte.
Dazu wurde im ganzen Reiche eine Reichssteuer eingeführt.
Die Eidgenossen aber, die auch zum deutschen Reiche gehörten,
erklärten, davon nichts wissen zu wollen, da sie sich selbst Recht sprechen
könnten. Sie ließen sich durch die Franzosen zu immer offenerem
Trotze gegen Kaiser und Reich verleiten und nahmen dafür Geld von
ihnen an. Tie Erbitterung zwischen den Schweizern und den Deutschen