Volltext: Geschichte des Gebietes des heutigen Fürstentums Liechtenstein, für Schule und Haus

10 
3. 
Oie Völkerwanderung und die Kirche. 
493—536. 
1. Das rhätische Volk hätte so die Segnungen des Friedens 
genießen können, wenn derselbe nicht durch die Nachbarvölker so oft 
gestört worden wäre. Die ärgsten Feinde und Bedränger der Rhätier 
während mehr als 200 Jahren (von 268 bis 493) waren die wilden 
Alamannen, ein deutscher Volksstamm, der im Norden und Westen 
des Bodensees seinen Wohnsitz hatte. Mehrmals waren sie in Rhätien 
eingebrochen, sogar bis nach Italien vorgedrungen, aber mit blutigen 
Köpfen zurückgejagt worden. Im Jahre 354 brachen sie abermals in 
Rhätien ein. Kaiser Konstantins kam selbst über die Alpen, um den 
Verlauf des Krieges zu überwachen. Bei Maicnfeld schlug er sein 
Lager aus. Sein Feldherr Arbetio aber jagte die Feinde über die 
Luziensteig das Rheinthal hinab und besiegte sie vollends unterhalb 
Feldkirch. So schützte der starke Arm der römischen Kaiser die Rhätier 
gegen die feindlichen Nachbaren und konnten deßhalb hier Ackerbau, 
Weinbau, Viehzucht und Handel blühen. 
Doch auf die Alamannen, die später wieder ins Land einfielen, 
folgten andere deutsche Völker: die Sueven, Alanen, Vandalen und 
Burgundionen mit ihren Weibern und Kindern, und in den Jahren 
451 und 452 kam sogar das wilde Volk der Hunnen unter ihrem 
furchtbaren Anführer Attila, und verheerte und plünderte Rhätien. 
Im Jahre 493 eroberten die Ostgothcn unter ihrem großen Könige 
Theodorich Italien und Rhätien. 
Thcodorich regierte weise. Er führte ein strenges aber gerechtes 
Regiment, sorgte für unparteiische Rechtspflege, beschützte die katho 
lische Kirche, obwohl er ihr nicht angehörte, und hielt mit starkem 
Arme die Feinde von seinem Reiche ferne. 
Auch für Rhätien sorgte er. Er sandte den Servatus als 
Kricgsobersten oder Grafen dahin und gab ihm die bestgemeinten 
Aufträge mit. Als die Alamannen im Jahre 496 vom Frankenkönige 
Chlodwig bei Zülpich geschlagen worden und nach Rhätien geflohen 
waren, erhielten sie von Theodorich daselbst Wohnsitze, so daß die 
rhätische Bevölkerung aus den alten Rhätiern oder Kelten und ans 
den cingcwanderten Römern und Alamannen bestand. Daher war auch
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.