Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein im Wandel der Zeit und im Zeichen seiner Souveränität

und andern Gemeinden angeführt: Glori- 
harz, Läuba, Sech, Wegas oder Wegis, Ätte, 
Kida, Häs, Hamma, Bälla, grä, goma, 
Gömer, goga, gigampfa, Gitt, glara, nora, 
uf bäd ge, fora, falga, Fasl, Fäsa, Flära, 
Bromm, blott, blug, knera, Muama, Jätt, 
jesa, läba, Wach, lüha, bischa u. a. Auch der 
häufige Gebrauch der Verkleinerungswörter 
beim Zeitwort, gern im Verkehr mit Kin 
dern, darf hervorgehoben werden: höckla 
(= hinsitzen), schmöllala u. a. 
Die lange Zeit friedlichen Zusammenlebens 
von Alemannen und Rätoromanen hatte 
auch Auswirkungen auf die deutsche Mund 
art zur Folge, und zwar nicht nur im Wort 
schatz, wie wir gesehen, sondern auch in 
der Lautentwicklung. So wird zum Beispiel 
angenommen, daß in der Aussprache „t$n- 
gga, tringga, Scht^gga, wegga“ für „denken, 
trinken, Stecken, wecken u. ä. wahrschein 
lich ein rätoromanischer Überbleibsel zu er 
blicken ist. Auch die überaus schwache Aus 
sprache des ch, besonders in Balzers, dürfte 
auf rätoromanischen Einfluß zurückzufüh 
ren sein. 
Im allgemeinen erweisen sich die Landes 
grenzen auch als Mundartgrenzen, doch be 
steht zum Beispiel in Balzers mit der breiten 
Aussprache des ei in „nein“ u. a. Verwandt 
schaft mit Graubünden, anderseits reicht das 
vorarlbergische „oa“ über die Landesgrenze 
bis nach Hinterschellenberg herein. 
Wir unterscheiden in Liechtenstein drei 
Hauptdialektgruppen: Oberland und Un 
terland und Triesenberg mit seinem Walser 
dialekt. Im Unterland haben wir die Un 
tergruppen nördlich des Eschnerberges mit 
Bendern, Gamprin, Ruggell und Teilen von 
Schellenberg, dann südlich davon Eschen 
mit Nendeln und Mauren mit Schaanwald. 
Nur ist zu bemerken, daß Schaanwald und 
Nendeln, weil an der alten Durchgangs 
straße gelegen, Einflüsse des Oberlandes 
aufweisen, wohingegen Anklänge der Un 
terländer Nasalierung und gewisse Vokal 
brechungen bis Vaduz heraufreichen. Im 
großen ganzen kann der Scheidgraben zu 
gleich als deutliche Mundartgrenze betrach 
tet werden. Diese Grenze ist verständlich, 
bildete doch das Ried besonders in älterer 
Zeit ein starkes Verkehrshindernis, und 
dann steht diese Mundartgrenze in direktem 
Zusammenhänge mit der ehemaligen Herr 
schaft sgrenze zwischen Vaduz und Schellen 
berg. Dabei ist besonders hervorzuheben, 
daß die Bedeutung dieser Herrschaftsgrenze 
als Verkehrsgrenze bei der seinerzeitigen 
beschränkten Freizügigkeit wesentlich ge 
wichtiger war. 
Die liechtensteinische Mundart in ihrer Ge 
samtheit gehört mit Ausnahme des Waise 
rischen in Triesenberg (das ehemalige Wai 
serische von Planken ist fast vollständig im 
Schaaner Dialekt aufgegangen) zum öst 
lichen Mittelalemannischen, während die 
Mundart unserer linksrheinischen schweize 
rischen Nachbarn zum westlichen Mittel 
alemannischen zählt. (Ich folge hier zum 
Teil den Ausführungen von Prof. Jutz in 
Band 34 unseres Historischen Jahrbuches. 
Um die Lesbarkeit nicht zu sehr zu bela 
sten, wurde von der Verwendung von allzu 
vielen phonetischen Zeichen Abstand ge 
nommen. Es gilt folgendes: a ist offenes o, 
zwischen a und o liegend; q ist mitteloffenes, 
ä überoffenes e. Die Nasalierung wird mit
	        

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