Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein im Wandel der Zeit und im Zeichen seiner Souveränität

65 
$ 
gel als Baumaterial. Kühl und sachlich ist es 
gebaut und entspricht der neuen Zeit. Durch 
Jahrhunderte bewahrte das frühe Dorfbild 
seine geruhsame Eigenart. Um die Kirche 
als Mittelpunkt scharten sich eng die statt 
lichen Häuser des Dorfkerns. Behäbige 
Gasthäuser, romantische Torkel und male 
rische Mühlen verliehen dem Dorfbild 
Farbe und Abwechslung. Die Neuzeit durch 
drang die bäuerlichen Siedlungen mit neuen 
wirtschaftlichen und sozialen Elementen: 
Werkstätten, Käsereien, Kaufläden, Wasser- 
und Lichtversorgungsbauten, Schul- und Ge 
meindehäusern. Diese mischten sich in das 
alte Dorfbild und änderten seine Struktur. 
Der Austritt Liechtensteins aus dem Reichs 
verband im Jahre 1806 und die Übernahme 
der völligen Souveränität wirkten sich indi 
rekt auch auf die Gestaltung unseres Dorfes 
aus. Zur Durchführung von Neuerungen im 
Gefolge der Zeitverhältnisse bestellte der 
Landesfürst Josef Schuppler als Landvogt. 
In fürstlichem Auftrag suchte dieser der 
Güterzerstückelung durch Zuteilung eines 
bestimmten Maßes von Gemeindeboden an 
die bestehenden Häuser zu steuern, empfahl 
bessere Pflege des Obstbaues und führte eine 
neue, schärfere Feuerordnung ein. 
Die idyllische Verträumtheit des alten bäu 
erlichen Dorfbildes, wie es uns der Meister 
stift des Malers Ludwig Richter festhielt, 
entschwindet. Dahin sinkt die Romantik 
des abendlichen Plausches unter der Dorf 
linde und des gemütlichen Tratsches der 
Waschweiber am Dorfbrunnen, des Tanzes 
der Jugend unterm Maibaum und so man 
che schöne alte Dorfsitte. Die moderne 
Zeit formt das gemischt bäuerlich-indu 
strielle Dorfbild. Ein neuer Lebensstil er 
greift auch vom Dorfe Besitz. Arbeiter 
siedlungen und Villenquartiere, Fabrik 
anlagen und Gewerbebetriebe durchsetzen 
und umschließen den alten bäuerlichen 
Dorf kern! 
Trauern wir nicht allzusehr dem dahin 
geschwundenen Zauber alter Dorfroman 
tik nach, nein, blicken wir mutig in die 
neue Zeit. Wir hoffen zuversichtlich, daß 
auch im neuen, gemischten Dorftyp die 
alten Ideale der Zusammengehörigkeit und 
des Füreinandereinstehens fortleben, daß 
nicht Neid und Mißgunst die Berufsstände 
des Dorfes entzweien, sondern daß sich 
Bauer und Arbeiter, Angestellter und Un 
ternehmer brüderlich die Hände reichen und 
so eine ersprießliche Fortentwicklung un 
seres Dorfes und damit unseres Landes ge 
währleisten.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.