bauer wurde in den einzelnen Gewannen
ein Landlos zuerkannt. Es herrschte Flur
zwang. Die Dorfschaft war in dieser Früh
zeit mit einem Etter, einer Art Palisaden
zaun, abgegrenzt. Durch Gatter gelangte
man in die einzelnen Gewannzeigen. Auch
die Straßendörfer entsprachen weitgehend
den Anforderungen der Gewannflur: So
Nendeln, Schaanwald und Ruggell, dieses in
der Form eines Straßenrundlings.
Die Weide- und Graswirtschaft bevorzugte
die Einödflur mit dem Einzelhof in der
Mitte des Grundbesitzes. Diese Einödflur
erweiterte sich im Laufe der Zeit durch Zu
bau weiterer Hofstätten entsprechend dem
Wachstum der Sippen zum Weiler. Die freien
Walser im Triesenberg pflegten diese Be
wirtschaftungsform, und so mögen die ver
schiedenen Weiler Triesenbergs entstanden
sein: Lavadina, Steinort, Jonaboden, Roten-
boden und Masescha.
Auf kleinstem Raum birgt unser Vaterland
Taldörfer, Haldendörfer und Bergdörfer.
Die Sonnenterrassen des heutigen Triesen
berg und Planken sind ideale Plätze für
Bergsiedlungen. Schuttkegel und Bergrutsch
gebiete lockten ebenfalls zur Ansiedlung,
boten sie doch Sicherheit gegen die zuneh
mende Versumpfung des Rheintales. So
schmiegen sich die Ortschaften von Balzers
bis Schaanwald an den Fuß des Bergzuges.
Die Dörfer am Eschnerberg wählten dessen
Halden und Kämme als Wohnplätze und
fühlten sich so in sicherer Hut gegen den
ungestümen Nachbar Rhein. Der Sperriegel
des Eschnerberges bewirkt im Dorfbann des
heutigen Ruggell die Ablagerung eines
Schwemmlandrückens und lud zur frühen
Besiedlung. Ruggell ist das einzige eigent
liche Taldorf.
Das alte Liechtensteiner Haus ist im Dorf
gefüge kaum mehr anzutreffen. Gewaltige
Föhnbrände und Abbruch ließen es ver
schwinden. Im Liechtensteiner Haus mischen
sich romanische Bauelemente mit alemanni
schen, kreuzen sich das alpine Viehzüchter
haus mit dem Dreisäßenhaus des Mittel
landes. Holz war der gegebene Baustoff.
Es wurde als Blockbau im Kreuzstrick er
richtet und ruhte auf einem Steinsockel.
Seine Anlage folgte dem Schema des Rhein
taler Dorfes. Die Frontseite beherbergte
Wohnstube und Nebenstube. Von derTrauf-
seite gelangte man bei der älteren primiti
veren Form unmittelbar in die Küche. Spä
terhin wurde ein Teil der Küche als Vor
platz abgeschieden. Das Obergeschoß nah
men Schlafkammern ein.
In den Häusern der Taldörfer sind Wohn
stätte, Stall und Tenne unter einem First
vereinigt oder doch unmittelbar verbunden.
Dies entspricht dem Ackerbauhaus. Triesen
berg wählte die Bauform der alpinen Vieh
züchter. Das Wohnhaus ist von Tenne und
Stall getrennt.
Gustav Schwab berichtete vor 120 Jahren,
daß in Schaan die flachen Schindelhaus
dächer mit Steinen beschwert seien. Bis vor
kurzem stand in Eschen ein typisches Bauern
haus aus dem 16. Jahrhundert, das soge
nannte Allgäuerhaus. Sein Dachgiebel war
verhältnismäßig steil und erinnerte in dieser
Hinsicht an das Ackerbauhaus des Mittel
landes. Die neue Bauweise unseres Bauern
hauses hält sich in der Regel noch an das
alte Grundschema, bevorzugt aber den Zie