Volltext: Das Fürstentum Liechtenstein im Wandel der Zeit und im Zeichen seiner Souveränität

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stand mitten im lodernden Brande. Der 
Kampf um die Steig, dem wichtigen strate 
gischen Schlüsselpunkt, führte zur Schlacht 
bei Triesen (12. Februar 1499). Auf dem 
Schlachtfeld soll — nach dem Volksmund — 
später die Kapelle St. Wolf gang als Denk 
mal an jenen Tag und an die 600 Gefallenen 
errichtet worden sein. Die siegreichen Eid 
genossen überfielen am folgenden Tage 
Schloß Vaduz, steckten es in Brand und 
„... herr Ludwig von Brandis ward vnbarm- 
herziglich über Rhin geführt...“ In Balzers, 
Triesen, Vaduz und Schaan wurde geplün 
dert, und die Eidgenossen führten „viel 
großes Gut“ über den Rhein. 
Genau 300 Jahre später fielen die Franzo 
sen, im Kampf gegen Österreich, in unser 
Land. 1799 war dasUnglücksjahr. Die Fran 
zosen kamen über den Rhein bei Bendem 
und Balzers — gegen Feldkirch und gegen 
die Luziensteig waren ihre Spitzen gerich 
tet. Dieser Franzoseneinfall mit all den fol 
genden Durchzügen fremder Truppen — so 
gar hungernde Truppenreste der stolzen 
russischen Armee Suworows stahlen sich 
durch unser Land — zählt zu den größten 
nationalen Katastrophen unserer neueren 
Geschichte. 18 Tage dauerte die Schreckens 
herrschaft der Franzosen, die sich im Kampf 
um Feldkirch im Unterland festgesetzt hat 
ten. Als sie erfolglos abgezogen waren, blieb 
kaltes Entsetzen die einzige Erinnerung in 
den Fierzen der geschundenen Bevölkerung. 
Der Unterländer Chronist Helbert berichtet 
uns vom ungezügelten, brutalen Verhalten 
der Soldateska unter General Massena: 
„... in Bendern, Eschen und Mauren sah es 
grausam aus, alles wurde geraubt oder zer 
stört, 4 Landsleute wurden erschossen, viele 
verwundet..." Kirchenraub, Vergewalti 
gung, Schändung und Plünderung war das 
tägliche Brot der bis aufs Blut gepeinigten 
Bevölkerung. Heute noch findet man etwa 
rostige Kanonenkugeln im Eschner- und 
Maurerried, die an jene Kriegstage erinnern, 
und eine 200 m lange Schanze, dicht unter 
halb des Grates auf Gafadura (Frastnereck) 
zeugt ebenfalls von jenen Schreckenstagen. 
Neben diesen Heimsuchungen, die durch 
fremde Truppen in unser Land getragen 
wurden und von denen nur einige erwähnt 
wurden, waren es auch noch andere Nöte, 
die unser Land immer wieder bedrängten 
und der Bevölkerung Elend und Verderben 
brachten. Wir wissen von Großbränden, die 
ganze Dorfteile niederlegten, und die wil 
den Wasser des Rheines zerstörten immer 
wieder wertvolles Kulturland. Die Pest 
raffte Hunderte weg, und die Hexenver 
folgungen, eine geistige Seuche, sind wohl 
das traurigste Kapitel unserer Geschichte 
überhaupt... 
4. Szenerie und Spieler 
Spuren und Zeugen mannigfaltiger Art ge 
ben uns ein Bild des geschichtlichen Werdens 
unseres Landes und Volkes — der Szenerie 
und der Spieler. Die Räter, urwüchsige Al 
penbewohner, wurden überrannt von den 
Römern und deren Kultur teilhaftig. Die 
Alemannen brachten germanisches Wesen 
und Sprache. Wir sind kein Inselvolk, ent 
standen im engen Raum unserer Heimat. 
Unser Land ist ein Teil des Siedlungsraumes
	        

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