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sehen Krankenversicherung. Zum Schutze
der Betriebsangehörigen schlägt er vor:
1. Einführung der obligatorischen Kran
kenkasse;
2. Einführung einer obligatorischen Arbei
terkontrolle sowie eines Arbeitsbuches
zum Zwecke der Kontrolle der Kranken-
und Unfallversicherung.
Ein Bericht des Gewerbeinspektorates Bre
genz aus dem Jahre 1912 stellt eine durch
laufende Arbeitszeit von 11 Stunden pro
Tag in den Fabriken fest und stellt gleich
zeitig fest, daß der Bestand an Industrie
arbeitern 747 Personen, davon 275 männ
liche (= 37 Prozent) und 470 weibliche
(= 63 Prozent) Arbeitnehmer beträgt. Da
von waren 12 männliche und 35 weibliche
Arbeitnehmer unter 16 Jahren (Kinder
arbeit). Nach dem Bericht teilen sich die
Beschäftigten folgendermaßen auf die ein
zelnen Betriebe auf:
a) Hilti und Ammann, Steinmetz in Bal-
zers, 31 Arbeiter;
b) Baptist Röckle, Sägerei und Tischlerei,
Vaduz, 14 Arbeiter;
c) Jenny, Spoerry & Cie., Triesen, 281 Ar
beiter;
d) Jenny, Spoerry & Cie., Vaduz, 209 Ar
beiter;
e) Rosenthal AG., Mühleholz, 187 Arbeiter.
Als erster als Industriebetrieb zu bezeich
nender Betrieb tauchte im Jahre 1861 eine
Färberei im Mühleholz, dem Schweizer Ka
spar Honegger aus Wald (Zürich) gehörig,
mit 18 männlichen und 3 weiblichen Arbeits
kräften auf. Im Jahre 1865 erwarb Kaspar
Honegger von der Firma Röckle, Vaduz, ein
Anwesen mit Wasserkraft zur Einrichtung
einer Baumwollweberei. Diese Honeggeri
schen Betriebe gingen im Jahre 1869 auf die
Spinnerei Rankweil (Vorarlberg) genannt
„kaiserlich königlich privilegierte Spinnerei“
über.
Zur gleichen Zeit kaufte ein Schweizer na
mens Weilemann, vermutlich aus Goßau,
eine mechanische Weberei in Mühleholz, die
im Jahre 1874 auf einen August Wächter,
Meis, übergeht. Wächter scheint finanziell
vom kaufmännischen Direktorium St. Gal
len gestützt worden zu sein. Sein Betrieb
ging im Jahre 1877 in Konkurs. Das kauf
männische Direktorium (Handelskammer
St. Gallen) übernahm als Hauptgläubiger
die mechanische Weberei mit der Verpflich
tung, den Betrieb weiterzuführen. Dieser
Verpflichtung kam das kaufmännische Di
rektorium 5 Jahre lang nach und verkaufte
dann den Betrieb im Jahre 1883 ebenfalls
an die privilegierte Spinnerei in Rankweil,
die seitdem 2 Betriebe führte, die sogenannte
obere und untere Fabrik, die später verselb
ständigt und in die Rosenthal AG. für Tex
tilartikel umgewandelt wurden. Die Gebrü
der Rosenthal verkauften im Jahre 1916
die durch die Kriegsereignisse des ersten
Weltkrieges stillgelegten beiden Fabriken
an Adolf Schwab-Hammersteiner Weberei
und Spinnerei in Wien. Es gelang nicht
mehr, diesen Betrieb nach dem ersten Welt
krieg wieder zu eröffnen. Gelände und Ge
bäude gingen dann im Jahre 1930 an die
Firma Ing. Bauer in Stuttgart über. Die
171 Webstühle und sonstigen Maschinen
wurden abgebaut und nach Österreich ab
geführt.
Später als die Rosenthalischen Fabriken ent