„dort etwas mehr Milch [an die Bevölkerung] abgegeben werden kann.“?°” Zur eigenen
Versorgung wurde vereinzelt Gemeindeeigenerboden *°® hinzugegeben bzw. Kopfteile
überlassen. *° Hinzu kam die Beschaffung von Arbeit wie z.B. das Holzaufrichten beim
Bürgerheim oder im Wald.?!° Mit dem Verweis auf die Arbeitsmöglichkeiten im Armenhaus
wurde einer Person die Unterstützung verwehrt und ihr mitgeteilt sie sollte „in die Armenanstalt
kommen und dort habe sie Gelegenheit ihr Brot zu verdienen.“?!! Anderen wiederum wurde
die Unterstützung mit dem moralisierenden Argument versagt, dass es in gegebenem Alter noch
zu erwarten wäre, dass die Person für sich selbst sorgen könne.?!?
Unterstützung wurde ebenfalls durch ein Darlehen für den Ankauf zweier Ziegen gewährt, in
diesem Fall bürgte die Schwiegermutter für das Darlehen. ** Ein anderes Gesuch zur
„Vorstreckung des Geldes zum Kaufe einer Kuh“ wurde hingegen abgelehnt, zwar „würde
(man) dem fleissigen und sparsamen jungen Bürger gerne entsprechen, muss aber der
Konsequenz wegen davon absehen.“?!* Ebenfalls in diesem Sinne wurde eine weitere Anfrage
zum Ankauf zweier Ziegen beantwortet.”'* Es sollte stets vermieden werden, Präzedenzfälle zu
schaffen, die später weitere Anfragen mit sich bringen würden. Unter anderem wurde das
Ansuchen um ein Geschenk zum Bau eines Wohnhauses abgelehnt, da der Bittsteller kein
Verunglückter sei. In „Anbetracht dass auch in unserer Gemeinde viele Bürger sind, die kein
“216 wurde ihm die
eigenes Wohnhaus besitzen also in der gleichen Lage sich befinden wie er
Bitte verwehrt. Allerdings wurde ihm gestattet, Almosen zu sammeln.
In anderen Fällen schritt die Gemeinde mit direkter finanzieller Unterstützung oder einer
Bürgschaft ein, um vor einer Verpfändung von Möbeln oder gar von Häusern der Bedürftigen
207 GAS Gemeinderatsprotokoll 30. Mai 1918. Notstandversorgung: GAS Gemeinderatsprotokoll 18. Januar 1916,
28. Februar 1916.
208 GAS Gemeinderatsprotokoll 8. Februar 1867.
209 GAS Gemeinderatsprotokoll 10. Januar 1891. 28. Juni 1891.
210 GAS Gemeinderatsprotokoll 10. September 1940 (Die Antragstellerin hatte um Mittel zur Beschaffung von
Schmalz gebeten, anstatt der finanziellen Mittel wurde ihr Arbeit gegeben, damit die nötigen Mittel durch sie
selbst beschaffen werden können.) GAS Gemeinderatsprotokoll 29. Januar 1955.
211 GAS Gemeinderatsprotokoll 4. Dezember 1930.
212 GAS Gemeinderatsprotokoll 13. Oktober 1949.
213 GAS Gemeinderatsprotokoll 17. April 1918.
214 GAS Gemeinderatsprotokoll 26. Oktober 1939.
215 GAS Gemeinderatsprotokoll 15. September 1939. Hierbei wurde auch auf das bereits vorhandene
Schuldenkonto sowie auf zukünftige Anfragen verwiesen. Ein Blick auf die Jahre der gestellten Anträge legt die
Vermutung nahe, dass hier im Verlauf der Jahre strenger geantwortet wurde. Ein weiteres Ansuchen um „eine
Beihilfe zur Uebernahme einer Bürstenmacherei“ wurde negativ beantwortet, da der Antragsteller des Handwerks
noch nicht mächtig war. Darauf äusserte der Antragsteller, dass er mit der Übernahme der Bürstenmacherei das
Handwerk erlernen wolle. Ihm wurde beschieden, dass er erst das Handwerk erlernen solle. GAS
Gemeinderatsprotokoll 29. Oktober 1938.
216 GAS Gemeinderatsprotokoll 29. März 1885.
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