liechtensteinische Fürst und die Landschaft sollten den finanziellen Teil besorgen.“ !3 In diesem
Sinne eine für das Land Liechtenstein bis heute praktizierte Form von Outsourcing. Dass
Pfarrer Schreiber diese Idee nicht federführend weiterverfolgte, begründete er damit, dass seine
Kräfte dafür einfach zu schwach wären. Die Begeisterung Schreibers für ein Arbeitshaus führt
Wanner auf seine „sehr aufgeklärte Haltung“ zurück. Zu dieser Haltung zählt Wanner auch die
Maßnahmen des Oberamtes, welches ein Verbot von Tanz und Spiel nach 23 Uhr veranlasste
und das dem Handel mit Hausierern zu unterbinden versuchte. Schreiber kritisierte die
erheblichen Unkosten bei Taufen, während das Geld besser für „Schulungen“ hätte
aufgewendet werden können. Weiters empfahl er das „Schiessen in der Neujahrsnacht [zu]
verbieten, ferner die „Missbräuche“ am ersten Fastensonntag, wie das Funkenbrennen und
Scheibenschlagen.“ !4*
Aberglaube bzw. Rituale erfreuten sich bei der liechtensteinischen Bevölkerung hoher
Beliebtheit, wie uns die zahlreichen Prozessionen, die eben erwähnten Bräuche oder die von
Schreiber kritisierten Aufwände für die Taufe zeigen.
Neben der für das Arbeitshaus aufgebrachten Begeisterung durch Schreiber und das Oberamt
rührte sich auch Kritik, etwa aus Bendern. Hier forderte man zuerst eine Überwachung des
Fährverkehrs bei Bendern und Ruggell sowie das Ahnden von „unzulässigen Übernachtungen
der Bettler in den Bauernhütten‘“. Demnach solle man sich zuerst dieser ,Unannehmlichkeiten
annehmen, bevor man an die Errichtung eines Arbeitshauses denke. Sollte dies gelingen, würde
man sich „mit den „sonstig schwachen Kräften den äussersten Aufbot thun.““ 15 Der schon
erwähnte Administrator Antonius aus Eschen befürchtete einen so starken Andrang armer
Leute, dass die Finanzierung aus privaten Mitteln nicht gewährleistet werden könnte. Dennoch
sagte er seine Hilfe zu, „wenn er nur des „Überdrangs der schädlichen, überlästigen und
gefährlichen Gäste‘ befreit werde.“ 6 Aufgrund mangelnder Finanzmittel und dem
vorhandenen Unwillen der Bevölkerung kam das Oberamt zur Ansicht, dieses von ihr
gewünschte Projekt ad acta zu legen.
YS Wanner, Aspekte, 480. Siche auch: LI LA RA 24/3/4: Antwortschreiben von Pfarrer Schreiber, Tricsenberg.
Errichtung eines Arbeitshauses. 23. Januar 1793.
14% Wanner, Aspekte, 481. Das Funkenbrennen lebt bis heute weiter und ist eine der wenigen noch lebendigen
‚Traditionen‘.
WS Wanner, Aspekte, 481.
18 Wanner, Aspekte, 481.
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