Liechtenstein löste sich aufgrund der Konsequenzen des ersten Weltkriegs 1919 vom
gemeinsamen Zollvertrag mit Österreich. Folglich führte dies zur Errichtung eines Zolles an
der Grenze zu Vorarlberg, und das Fürstentum bildete somit ein eigenes Zollgebiet, das sich
selbst erhalten musste. Weil es nun aber wirtschaftliche Probleme im Land gab und sich eine
eigene Präsenz als unrealistisch herauskristallisierte, orientierte sich Liechtenstein vermehrt
an der Schweiz.??
Verfassung
1921 wurde eine neue Verfassung im Fürstentum eingeführt, welche verschiedenen
schweizerischen Kantonsverfassungen und der ósterreichischen Verfassung von 1920
nachgebildet war.??
Zollvertrag mit der Schweiz
Aufgrund der Folgen des Ersten Weltkriegs war es für die wirtschaftliche Situation in
Liechtenstein vorteilhafter, sich an der Schweiz auszurichten, da diese nicht vom Krieg
geschwächt war.
1919 sagte die Schweiz die diplomatische und konsularische Vertretung Liechtensteins zu.
Liechtenstein wollte mit der Schweiz ähnliche Verträge abschließen, wie sie früher mit
Österreich bestanden hatten. Schließlich trat 1924 der Vertrag über den Anschluss an das
schweizerische Zollgebiet in Kraft. Somit hatte Liechtenstein Zugang zum schweizerischen
Wirtschaftsraum.?*
Rezeption des Schweizer Rechts
Es kam 1922 insbesondere durch Wilhelm Beck? zu vielen neuen Gesetzen, welche sich aber
vermehrt an der Schweiz orientierten, denn das ósterreichische ABGB von 1812 war bereits
veraltet und das in der Schweiz 1912 in Kraft getretene ZGB war wesentlich moderner. Hier
wurde das Sachen-, Obligationen- und Erbrecht modernisiert und sodann in Liechtenstein
etabliert.26
? Berger, Rezeption!^ 35 -37; Berger/Brauneder, 3.
?3 Quaderer, Hintergrund, 132; Berger, Rezeption! 41-44; LGBI 1921/15.
4 Berger, Rezeption!^ 44-47; LGBI 1924/11.
25 Wilhelm Beck (1885-1936) war Rechtsanwalt, Treuhánder, Landtagsabgeordneter, Landtagsprásident und
Regierungsrat in Liechtenstein.
?6 Berger, Rezeption!^ 52—53.