Volltext: Frauen in der politischen Elite Liechtensteins

539 K: Ja, also, was ich sagen muss, jetzt gerade in 
540 dieser Mandatsperiode, das Bewusstsein, was 
541 die Aussenpolitik .. welchen Stellenwert sie ei- 
542 gentlich hat, ... das sind sich viele ... vielleicht 
543 auch ,epa' nicht so bewusst. Wenn wir Freihan- 
544 delsabkommen machen, immer im EFTA-Ver- 
545 bund, oder, das sind ja nicht wir alleine, das ist 
546 (?), Schweiz, mit Island, mit Norwegen zusam- 
547 men, dann versuchen wir so zu verhandeln, 
548 dass unsere Industrie entweder einen Wettbe- 
549 werbsvorteil hat aber sicher keinen Wettbe- 
550 werbsnachteil gegenüber anderen Lándern. .. 
551 Und ich finde das sehr reizvoll, das Gleiche gilt 
552 für den EWR. Das wir ein Integrationsmodell in 
5583 der EU haben, aber gewisse Teile auch auf 
554 Grund von unserer Kleinheit nicht übernehmen 
555 müssen. Also wir sind für eine wirtschaftliche 
556 Union, aber wir haben keine politisch Union. 
557 Das finde ich sehr spannend. Und man muss 
558 sagen, wenn diese Aufgaben, eh, nicht, nicht 
559 gut gelóst werden, das würde man im Inland 
560 sofort merken. Da tate unsere Industrie, unser 
561 Wirtschaftsstandort sehr schnell aufschreien, 
562 weil das tate ihnen auch weh. Aber es ist einem 
563 an und wann gar nicht so bewusst. Oder bei- 
564 spielsweise das Engagement, das wir auch an 
565 der UNO haben im Bereich Menschenrecht, 
566 Rechtsstaatlichkeit. Ehm, .. dass man sich dort 
567 einbringt mit Prinzipien, also dass man dort 
568 auch einen Beitrag leistet, ist natürlich auch 
569 immer abhängig von den Leuten, die vor Ort 
570 das machen, wenn man dort jemanden hat, der 
571 eh, ein sehr gutes Wissen mitbringt, sehr gut 
572 vernetzt ist und auch noch Spass daran hat, eh, 
573 etwas zu initiieren, dann werden wir auf einmal 
574 eigentlich für die Grósse, also für die Kleinheit .. 
575 überdimensional sichtbar. //Mhm// Und auch 
576 wahrgenommen. Und das sind so ein paar Sa- 
577 telliten oder paar Bereiche, wo man sagen 
578 muss, wenn, wenn man die Mosaik zusammen- 
579 setzt, dann gibt das ein schönes Bild und man 
580 sieht aber auf der anderen Seite auch, dass die 
581 Aussenpolitik auf die Innenpolitik angewiesen 
582 ist, weil die zwei müssen sich ergänzen und 
583 müssen auch miteinander am gleichen Strick 
584 ziehen. Wenn wir in der Innenpolitik etwas an- 
585 deres machen als in der Aussenpolitik, dann 
586 sind wir verkehrt unterwegs. Und umgekehrt 
587 eben auch. Also es hat Wechselwirkungen 
588 //mhm// und eh, Aussenpolitik kann nur so gut 
589 sein, wie die Innenpolitik und umgekehrt. .. 
590 //Mhm// Und das ist eigentlich recht spannend. 
591 .. 
592 V: Ja, ja das kann ich mir gut vorstellen. Jetzt 
593 wenn wir noch einmal auf das Thema Frau zu- 
594 rückkommen, wo hast du das Gefühl, spielt das 
595 Frausein in deinem politischen Alltag eine Rolle, 
596 oder spielt es überhaupt eine Rolle? 
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K: Also, um das gerade vorweg zu nehmen. Ich 
habe noch nie den Eindruck gehabt, dass 
Frausein ein Nachteil gewesen ist. ... Man be- 
wegt sich zwar immer noch vorwiegend in einer 
männerdominierten .. in einem männerdomi- 
nierten Bereich, in der Politik .. aber .. ich habe 
jetzt nie den Eindruck gehabt, dass man darum 
weniger akzeptiert wird, weniger beachtet wird 
oder weniger ernst genommen wird. .. Wichtig 
ist, dass man mit Inhalten kommt, dass man 
sich, wenn man halt auch einmal nichts zu sa- 
gen hat, zurücknimmt. Und was ich gemerkt 
habe, wenn man die Tendenz hat, lieber einmal 
in der zweiten Reihe zu stehen, das schadet 
auch nicht. ... Weil es wird eher auch als, als 
eh, .. m-, man kriegt eigentlich mehr Sympathie 
dadurch, als wenn man immer das Gefühl hat, 
ich muss jetzt in der ersten Reihe stehen und 
das ist jetzt das Wichtigste. Und ich finde 
grundsätzlich, wenn ich jetzt vom Arbeiten her 
komme, dann denke ich, gemischte Teams sind 
die besten Teams. Also es braucht, man sieht 
das ja auch in Unternehmen. Die erfolgreichs- 
ten Unternehmen werden von Frauen und von 
Männern geleitet, weil es braucht die, die emo- 
tionale .. eh, ich móchte jetzt nicht Intelligenz 
nennen, aber es braucht extrem viel Sachk-, 
ah, Sozialkompetenz auch, wenn man führt. Es 
ist nicht nur das fachlich Sachliche und das ein- 
fach stur durchlaufen, sondern an und wann 
nehmen die Frauen ein paar Sachen anders 
wahr als die Männer. Und ich glaube gerade 
der Bereich Verantwortung, das lernt man aus 
der Familie heraus, man muss immer viel Ver- 
antwortung wahrnehmen innerhalb von der 
Familie und das Gleiche tut man nachher auch 
übertragen auf eh, das Berufsleben. Also man, 
es ist einem vielleicht nicht so wichtig, dass 
man diesen Job hat, der am meisten bezahlt 
hat, sondern es ist einem wichtig, dass man 
einen Job hat, der einem Freude macht, wo 
man das Gefühl hat, man kann, man ist am 
rechten Platz und man kann etwas bewirken. 
Und auf der anderen Seite finde ich einfach 
schon auch wichtig dass eh, Frauen sich zur 
Verfügung stellen, Frauen sind immer besser 
qualifiziert. Früher hat man nicht studieren kön- 
nen, heute kann eine Frau genau das gleiche 
Studium machen, wie ein Mann. Und ich finde, 
dass, es wird auch viel investiert ins Studium 
von den Frauen, wird genau gleich mit Stipen- 
dien unterstützt oder mit eh, Beiträge für Studi- 
enplätze und ich finde es auch wichtig, dass eh, 
dass wir Frauen auch wieder etwas retour ge- 
ben können. Und ich glaube, dass wir sehr wohl 
einen Beitrag leisten, ah, im .. für unsere Öko- 
nomie und für unser wirtschaftliches Voran- 
kommen, das überhaupt nicht weniger eh, zu 
werten ist als das von den Männern. Aber wir
	        

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