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Auf der anderen Seite gerade das naturwissen-
schaftliche Studium hat mir auch gezeigt, dass
man .. sehr oft, also eigentlich fast in allen Fäl-
len, enorm in die Tiefe gehen muss, damit man
überhaupt gute Lösungen findet. Und eh, ich
habe immer versucht, wenn es darum gegan-
gen ist, etwas zu ändern, zuerst eine klare Ana-
lyse zu machen, wo sind die Schwachstellen
oder wo sind die Stárken, dann habe ich ver-
sucht, diese Stárken mitzunehmen, die man hat
und irgend, also das Konstrukt so aufzusetzen,
dass es eine Verbesserung gibt. Entweder ist
mehr Effizienz rein gekommen, oder es sind
Strukturen vereinfacht worden, oder man hat
eine ganz eine andere Stossrichtung gegeben
und das ist eigentlich etwas, das mir wahr-
scheinlich vom naturwissenschaftlichen Studi-
um entgegenkommt, weil dort tut man auch
sehr in, eh, analysieren und schaut, also ich
móchte jetzt nicht das mit einem Flussdia-
gramm vergleichen. Aber man sagt, wenn ich
das mache, dann passiert das und das und
das. Und wenn ich diesen Weg wáhle, dann hat
das diesen Vorteil und diesen Nachteil. Und am
Schluss muss man abwágen, ah, wo habe ich
mehr Vorteile dadurch und wo kann ich das
Ziel, das ich erreichen will, am besten errei-
chen. Und man versucht auch immer auf kür-
zestem Weg das zu erreichen. Es geht nicht
immer, manchmal muss man ein bisschen ei-
nen Umweg gehen, bis man ans Ziel kommt.
Aber wichtig ist immer, dass man am Anfang
weiss, was für ein Ziel strebe ich an und wie
komme ich zu diesem Ziel und erst dann an-
fängt, auch wenn man Strukturen ändert, diese
dann zu ándern. //Mhm//
V: Und jetzt gerade das juristische Studium,
das du angefangen hast, hast du das Gefühl,
hat das auch noch einen Nutzen jetzt in diesem
politischen Mandat?
K: Ja, auf jeden Fall. Weil wir haben sehr viel
Rechtsbestand zu übernehmen von der EU.
Und ich bin schon sehr, sehr oft froh gewesen,
dass ich mich erstens mit den Formulierungen,
wo das Recht doch eine spezielle Sprache hat,
nicht schwer tue. Und vor allem auch dass ich
die Strukturen von den Gesetzen relativ leicht
erfasse und dann auch sehe, was kann daraus
abgeleitet werden. .. Und von dem her hat das
schon sehr viel gebracht und man muss auch
sagen, gerade Verwaltungsrecht .. ah, Verwal-
tungsverfahren, Ablàufe in der Verwaltung, das
lernt man ja eigentlich im Studium auch. Es ist
nicht immer auf das Liechtensteiner Recht eh,
so klar hinstrukturiert, aber man lernt damit um-
gehen und nachher muss man es einfach noch
adaptieren auf die eigenen Verháltnisse und ich
finde, eh, die Juristerei eine sehr eine span-
nende Sache, eine grosse Herausforderung, sie
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480 ist nicht einfach, was ich aber auch immer ver-
481 sucht habe, ist etwas nicht nur juristisch anzu-
482 schauen, sondern den pragmatischen Ansatz
483 auch nicht zu verlieren. .. /MMhm/ ...
484 V: Du hast jetzt auch erzáhlt, wie, wie du es so
485 arbeitest und was dir wichtig ist. Wie würdest
486 du dich als Regierungsrátin oder als Politikerin,
487 je nach dem was dir lieber ist, beschreiben?
488 K: ... Jetzt muss ich noch einmal zurückfragen,
489 was konkret móchtest du wissen? Du móchtest
490 wissen, wie, was ich beschreiben táte, Politik-
491 //Wie du dich selber siehst, also// Also wie ich
492 mich selber sehe. //Mhm, genau// ... Oi, (lacht
493 laut) ..
494 V: Oder anders formuliert, ehm, was bedeutet
495 es dir Regierungsrátin zu sein?
496 K: Also einmal bedeutet es mir, dass man für
497 die Gesellschaft einen Beitrag leisten kann, das
498 ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass
499 man gestalten kann, dass man etwas bewirken
500 kann und vor allem sehe ich die Regierungsar-
501 beit auch als Teamwork. Weil die Regierung ist
502 nicht eine Person, sondern es sind mehrere
503 und dieses Zusammenspiel, wenn das gut funk-
504 tioniert, dann kann man wirklich sehr gute Ló-
505 sungen machen, die auch langfristig Bestand
506 haben. Und das ist eigentlich das, das mich
507 reizt, dass man einen positiven Beitrag leisten
508 kann, um entweder etwas zu erleichtern oder
509 etwas vorwárts zu bringen. ...
510 V: Also das wáren eigentlich auch so gerade
511 ein bisschen die Motive, wieso dass du dich
512 überhaupt politisch engagiert?
513 K: Ja, ja. Also ich sehe die Politik auch nicht als
514 Selbstzweck. Es geht nicht darum, dass ich
515 mich da drin verwirkliche. Das kónnte ich in
516 einem anderen Job viel besser. Oder dann
517 muss ich auf niemanden Rücksicht nehmen,
518 dann, dann laufe ich meinen, meinen Weg, o-
519 der. Wáhrend in der Regierung ist das Zusam-
520 menspiel sehr wichtig und man muss immer
521 wieder abwágen zwischen ehm, also wenn ich
522 jetzt selber einfach meinen Job habe, dann ver-
523 trete ich meine partikularen Interessen. In der
524 Politik muss ich das Gesamtinteresse in das
525 Zentrum rücken und vielleicht an und wann
526 einmal von meinen eigenen partikularen Inte-
527 ressen Abstand nehmen, weil es nicht zum
528 Nutzen eh, von der Gemeinschaft wáre, oder.
529 Und das finde ich eigentlich spannend. Das
530 Abwágen, wo ist das das óffentliche Interesse
531 eh, so gross, dass ich sagen muss, da muss
532 jetzt ich meine eigenen Ideen einfach hinten an
533 stellen. Und das ist schon ein Spannungsfeld,
534 das, das mich reizt. /Mhm// …
535 V: Gibt es denn nebst, jetzt diesen Sachen
536 auch besondere Interessen oder Themen-
537 schwerpunkte, die dich jetzt auch in dieser Ar-
538 beit besonders begleiten.