vertreten. Der Frauenanteil liegt im liechtensteinischen Parlament immerhin bei 24%. Noch
in der vorangegangenen Mandatsperiode 2001-2005 schafften es bloss drei Frauen in den
Landtag, was einem Frauenanteil von gerade nur 12% entsprach. In der Regierung sass
in beiden Perioden eine Frau. Zieht man Vergleiche mit den mitteleuropäischen Staaten,
So befindet sich Liechtenstein in guter Gesellschaft. Im Jahr 2005 lag der Frauenanteil im
nationalen Parlament der Schweiz bei 25%, in Österreich bei 33.9%, in Deutschland bei
32.8%, in Frankreich bei 12.2% und Italien als europäisches Schlusslicht bei 11.5%
(Marxer 2005: 3).
Frauen sind weltweit nicht proportional zum Bevölkerungsanteil in den Parlamenten vertre-
ten. Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik ist ein weites Feld und würde den Rah-
men dieser Arbeit sprengen. Einige Aspekte sollen an dieser Stelle dennoch Platz finden.
Sie können möglicherweise Hinweise für die erfolgreiche Kandidatur der sechs Frauen im
Landtag liefern. Geissel/Penrose haben in ihrem Beitrag verschiedene Ursachen gebün-
delt und so einen guten Überblick über den derzeitigen Forschungsstand geschaffen. Sie
unterscheiden zwischen sozioókonomischen und politisch-kulturellen Erklárungsansátzen,
beleuchten die nationale politische Kultur, führen individuelle politische Orientierungen an,
betrachten institutionstheoretische Ansátze und die politische Sozialisation. Die nationale
politische Kultur wurde von Hoecker 1998 untersucht. Darin hat sie in 16 europáischen
Staaten den Einfluss von der politischen Kultur, dem Wahl- und Parteiensystem, den per-
sonellen Rekrutierungsmustern und den sozioókonomischen Faktoren auf die politische
Partizipation von Frauen geprüft. Das Ergebnis scheint mir gerade bezogen auf Liech-
tenstein interessant zu sein. In Lándern, so Hoecker, mit eher traditionellen Vorstellungen
zur Stellung der Frauen in der Gesellschaft und Politik, unter anderem auch am Zeitpunkt
der Einführung des Frauenstimmrechts gemessen, sind Frauen schwácher vertreten als in
eher egalitáren Kulturen. Für sie stellt somit die politische Kultur ,unbestreitbar einen wich-
tigen Einflussfaktor der politischen Partizipation von Frauen" (Hoecker 1998: 389) dar
(Geissel/Penrose 2003).
Marxer hat in seinen Nachwahlbefragungen herausgefunden, dass Frauen insgesamt
frauenfreundlicher sind als Mánner und insbesondere bei jungen Mánnern keine besonde-
re Bereitschaft vorhanden ist, Frauen zu wáhlen (Marxer 2004: 24). Dieses Ergebnis
stimmt nachdenklich. Doch wie lásst sich dieses Verhalten deuten? Eine Vermutung die
nahe liegt, ist, dass diese Generation den langen Weg zum Frauenstimmrecht, mit zahlrei-
chen, zum Teil erniedrigenden, Diskussionen nicht miterlebt hat und deshalb in einem an-