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einfach vielleicht auch die Lockerheit hat, nicht,
nicht mit einem erstarrten Lächeln dort zu sein,
sondern einfach natürlich. Aber das finde ich
auch, das ist einfach etwas, das, es liegt im
Naturell und nicht, es ist eigentlich kein Kriteri-
um, ob man spáter die Arbeit gut macht //mhm//
oder nicht, oder. .. //mhm// .. Ja, also die Medi-
en ist sicher etwas, wo, wo ich denke ehm, das
geschriebene Wort .. ich finde, das hat nicht
eine wahnsinnige Wirkung. //Mhm// Bilder ja
und .. ehm dann, wenn man die Stimme hórt,
sei das am Radio oder wenn man sogar das
Gesicht dazu sieht, das denke ich, hat eine
grosse Wirkung, ja. ... //Mhm/ ...
V: Ehm, wenn wir gerade bei dem Bild sind,
Selbst- //Aha// wie ist denn ihr Selbstbild als
Politikerin? Wie .. sehen sie sich selber? Oder
wie würden sie sich als Politikerin auch be-
schreiben? ...
B: (Atmet geráuschvoll ein) Also ich würde jetzt
einmal sagen, dass ich ehm meiner Eigen-
schaft, dass jeder der mich kennt, eigentlich
weiss, wer ich bin, treu geblieben bin. Also, das
isti immer schon meine Devise gewesen. Ich bin
sehr gradlinig, offen, kann aber auch viel ver-
tragen. Also das Umgekehrte, bei mir weiss
man meistens, woran dass man ist. Man weiss
auch zu den Themen, was meine Meinung ist.
Und ehm ... Ich denke, dass das .. die Leute
auch, .. jetzt glaube ich einmal mindestens, re-
gistriert haben und dass das auch etwas ist,
das gar nicht so schlecht ankommt, wie man
am Anfang immer gemeint hat. Weil als ich erst-
das allererste Mal kandidiert habe, da hat eh
einer von meinem Gescháft zu mir gesagt, du
Doris, da wirst du nicht glücklich. Du gehst hi-
nein, hast deine Vision, stehst für etwas ein und
da bringt man dich nie weg. Und das geht in der
Politik nicht. Da sagt eine Partei, was du tun
musst, da sagen dir die anderen, was du tun
musst, da musst du dich fügen und du kannst
dich nicht fügen, oder. Und ich muss sagen,
nein, mir ist wohl, ich habe immer ehn .. ja, man
muss, also ich habe immer für meine Sachen
mit meinen Argumenten gekämpft und schaffe
dann auch, meine Fraktion dahinter zu bringen,
dass sie, wenn ich will (lacht dabei) den Finger
auch noch hoch tun. Also ich denke, es ist, es
ist schon eine Art von Argumentieren, die wir
alle miteinander jetzt eigentlich haben, ist im
Moment ein schönes Team. Und, und wenn wir
halt einmal nicht zusammen kommen, dann
kommen wir nicht zusammen oder, also, das
wird jetzt in der Öffentlichkeit auch immer viel
drastischer dargestellt das- der Parteigehorsam
oder. Ich denke, die Parteilinie kommt oft zu-
stande weil man ja untereinander viele gleichar-
tige Erlebnisse hat im Landtag und so gibt es
natürlich manchmal in einem Team eine verhär-
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578 tete Haltung, die von aussen dann wahrge-
579 nommen wird, jetzt tun sie nur gegeneinander.
580 Aber es sind eben teilweise auch das Erlebte,
581 das einen dann auf diese Art zusam-
582 menschweisst und auch eine Meinungsbildung
583 gibt. Es ist wie in einer Familie, wenn man ge-
584 gen jemand anderes, also da da tut man sich
585 oder, oder jeder Freundeskreis, man rottet sich
586 dann zusammen und was aber nicht unbedingt
587 ehm negativ ist, sondern einfach auch das
588 Team das sich dann bildet über die Zeit, Ja. ..
589 //Mhm// Ja, das Selbstbild, ich würde jetzt ein-
590 mal sagen, ... ja, ehm, das müsste man jetzt die
591 anderen fragen (lacht) aber (?) ich habe-, ist
592 jetzt meine Meinung, was ich denke, was ... ich
593 habe auch das Gefühl, man ‚lost‘ auch immer,
594 was ich sage, wenn ich etwas sage. Ich mag es
595 gar nicht, wenn ich so einen Artikel lese, in dem
596 soviel (deutet Artikellánge mit zwei Fingern an)
597 steht und am Schluss muss ich sagen, der hat
598 gar nichts gesagt. //Mhm// Also das finden sie
599 bei mir sicher nicht. (Lacht) Ich habe lieber vier
600 Sátze und dann weiss man, was ich gesagt
601 habe. Also es ist schon eher meine, meine Art,
602 ja.
603 V: Ja. .. In dem Fall ist das .. diese Eigenschaft,
604 die sie jetzt da auch beschrieben haben, dass
605 ist ihnen dann auch wichtig im politischen All-
606 tag?
607 B: Ja, ja. Also das muss ich schon sagen: Ich
608 habe immer gesagt, in diesem Moment, in dem
609 ich eh .. studieren muss, was ich jetzt zu einem
610 Thema sage, weil ich Angst habe, dass ich vor
611 zwei Jahren ganz eine andere Meinung gehabt
612 habe, dann, dann höre ich auf. Also das wäre
613 jetzt nichts für mich. Also wir erleben es jetzt oft
614 oder. Wenn man ein Thema hat und dann sucht
615 man alte Protokolle heraus und dann .. siehst
616 er- und dann nimmst du es natürlich hervor klar
617 in der Debatte und sagst okay, also vor fünf
618 Jahren haben sie das und das gesagt. Warum
619 jetzt plötzlich ganz anders. Und das, das denke
620 ich mir immer im Landtag: Mm (Nein), Doris,
621 das passiert dir nicht. Weil .. ich glaube, dann
622 bin ich bei einem Thema einfach still, wenn ich
623 es nicht mehr so tragen will oder wenn ich das
624 Gefühl habe, meine Meinung hat sich geändert
625 aber eh, ich kann es nicht argumentativ erklä-
626 ren. Dann kann man ja auch einmal ruhig sein.
627 .. //«Mhm// Aber sich da mit wehenden Fahnen
628 einmal links aussen zu hängen und einmal
629 rechts, ehm, mm, //mhm// (leise) das móchte
630 ich nicht, nein ...
631 V: Wie .. was bedeutet dann für sie diese Land-
632 tagsarbeit?
633 B: Also .. das ist noch eine gute Frage, ja. //Ü-
634 berhaupt im Landtag zu sein vielleicht, oder
635 dieses Mandat auch?// Also ich habe es jetzt
636 von Anfang an eigentlich schon als Horizonter-