Volltext: Frauen in der politischen Elite Liechtensteins

49 ehm, ich bin dann dort immer auf dem Bänklein 
50 gehockt und meine Mama hat das Gefühl ge- 
51 habt, er soll sich eher zurückhalten in der Politik 
52 und weiter unten ist die Sennerei gewesen und 
53 die Bauern sind dann immer hinauf gekommen, 
54 weil er nicht runter ist, so quasi gegangen poli- 
55 tisieren und dann, das ist mir immer geblieben. 
56 Irgendwann hat dann mein Vater plötzlich ge- 
57 sagt, nein, also das ist nicht Recht, da muss 
58 man etwas machen. Und das ist schon so et- 
59 was, wo ich das Gefühl habe, das ich fest mit- 
60 bekommen habe, also der Gerechtigkeitssinn, 
61 also, mh, ja, das ist jetzt einfach nicht mehr 
62 Recht und hat, dann hat er gegen die Wi- 
63 derstánde von meiner Mama dann halt trotz- 
64 dem wieder aktiv geworden, oder. //Mhm// Das 
65 ist schon eh, das ist schon etwas, eh, das mich 
66 geprágt hat. //Mhm// Also, dass ich das Gefühl 
67 haben, nein, das ist jetzt nicht Recht und wenn, 
68 ja, wenn man fáhig ist etwas zu ándern, dass 
69 man sich einfach auch engagiert, ja, also, ich 
70 denke, das habe ich schon mitbekommen. 
71 V: Also, es ist nicht Recht, dass man- 
72 B: Also, es ist nicht Recht, oder, die haben dann 
73 halt die Missstánde und haben gesagt das und 
74 das, und es ist sicher in den 60er Jahren ganz 
75 anders gewesen als jetzt heute, gerade em bei 
76 den Bauern, oder. Und ehm, er hat dann das 
77 Gefühl gehabt, nein, das, das ist nicht richtig, 
78 wie man mit euch umgeht, da muss man etwas 
79 machen. //Mhm// Und das ist schon das, das 
80 mir, wenn ich zurückgedacht habe an meinen 
81 Vater, sind mir eigentlich immer diese, diese 
82 Szenen in den Sinn gekommen. Wie ist es ei- 
83 gentlich für sie wegen dem Dialekt? //Das ist 
84 kein Problem. Ich tue es nachher übertragen// 
85 Und ich glaube, das ist auch ein bisschen das, 
86 das es am Schluss dann wahrscheinlich aus- 
87 gemacht hat, ja, ehm, ich táte einmal sagen, 
88 das Vorleben vom Engagement. Ja. //Mhm, 
89 mhm// Was ich jetzt lustigerweise bei meiner 
90 zweiten Tochter auch wieder feststelle. Die ist 
91 jetzt dreizehn und ist eigentlich sehr interes- 
92 siert. Also, sie, sie verfolgt das alles und auch 
93 wenn ich jetzt, ehm, die Tagesschau schaue 
94 oder die Deutsche Politik, als die Merkel gme-, 
95 gewáhlt worden ist, das ist sie nicht weg, da ist 
96 sie schón bei mir (?) und hat sie immer gesagt 
97 findest du das gut. Also, eh, und ich glaube 
98 schon, dass man, dass man dort etwas mitgibt, 
99 ja, also. 
100 V: Mhm, mhm, so ein bisschen ein Stachel ge- 
101 setzt ist, so in der, in der Kindheit, so in diesen 
102 Erlebnissen- 
103 B: Ja, dass einfach der Staat nicht, nicht ein- 
104 fach funktioniert, wie viele Leute immer glau- 
105 ben, sondern dass es einfach ein paar Leute 
106 geben muss, die, die diesen Staat zum funktio- 
107 nieren bringen. Also, ich sehe das Engagement 
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schon auch ein bisschen als, sage ich immer, 
wenn wir Kandidaten suchen, also, in der 
Schweiz heisst es einfach Militárpflicht und ich 
bin der Meinung, bei uns im Liechtenstein 
müsste sich jeder eigentlich sagen, der fáhig 
ist, irgendwo ein Amt zu übernehmen, acht Jah- 
re gehóren einfach dazu. Es ist so meine Ein- 
stellung, oder. Ich sage nicht, dass man es 
dreissig Jahre machen muss und so weiter, 
aber ich denke, es fangt bei Elternvereinigung 
an, bis zum Gemeinderat, Kommissionen. 
Wenn wir in diesem kleinen Land den Apparat 
am, am Leben erhalten müssen, wollen wir ja, 
wir wollen ja eigenständig bleiben, ja bitte- 
schön, dann muss es halt auch irgendjemand 
geben, der, ja, in meinen Augen, ich sage jetzt 
immer, acht Jahre finde ich Frondienst am Staat 
.. (lacht) //angemessen?// Angemessen, ja, ge- 
nau. //Mhm// Weil das ist ja auch immer ein 
bisschen ein Problem, dass man, wenn Leute 
kandidieren, also, das man zu dir sagt, ah, wie 
kannst du das machen, oder? So ganz, gerade 
bei den Frauen, oder. Und dann muss ich ein- 
fach sagen, ja, was ist denn, wenn es niemand 
macht. Und diese Frage stellen sich die Leute 
selten. Sie finden einfach, ja, Politik und- letzt- 
hin, gerade gestern auch, bin ich an einer Be- 
erdigung gewesen und dann beim Mittagessen 
und dann sagt eine, ach komm, Politik ist ein 
dreckiges Geschäft, also, es ist eine Schweize- 
rin. Dann habe ich gesagt, du he, und dann hat 
sie gesagt, aha, Entschuldigung. Und dann 
nachher hat sie gesagt, aber es ist doch so. 
Und dann habe ich gesagt, nein, es ist die Fra- 
ge, wie man es macht. Und dann sagt sie, was 
heisst, wie man es macht? Dann habe ich ge- 
sagt, wenn man für das einsteht, wo man mit 
gutem Gewissen einstehen kann, dann wird es 
eben nicht zum dreckigen Gescháft. Das wird 
es dann, wenn man nicht mehr für das einsteht, 
wo man eigentlich die Grundwerte hat, sondern, 
.. Ja, irgendwie .. mm, einfach sich manipulieren 
lásst und ich glaube es ist schon .. es ist schon 
noch ein Punkt, ja. Dass man halt selber weiss, 
für was man einsteht und was man will, um ü- 
berhaupt glücklich zu werden in der Politik. Weil 
sonst kann das zermürbend sein, oder, wenn 
alle irgendetwas von einem wollen und man 
das Gefühl hat, man müsse allen gerecht wer- 
den, ich denke, das geht nicht, also, das ist- ... 
V: Mhm .. sie haben vorhin erwáhnt, eben wie 
sie so den Eindruck haben, so das Ursprungs- 
interesse herkommt //mhm// wie ist es aber 
nachher dazu gekommen, dass sie nachher 
aktiv auch in der Politik eingestiegen sind? 
B: Also .., ja gut ich bin da von der Ortsgruppe 
einfach gefragt worden, ob ich würde kandidie- 
ren und ich habe das Gefühl gehabt, ja. Gut, ich 
bin sowieso jemand, der eigentlich, ehm, ja,
	        

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