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einer Partei in einer, eh, in einem Landtag ist
eben etwas anderes, als wenn ich als, eh, Vor-
steherin irgendwo eine Position einnehme
//mhm// oder. Vorsteherin hat ja dann ihr Partei-
gremium dabei, //mhm// in der die Meinung der
Bevölkerung vertreten ist. //mhm// Während der
Landtag sollte ja die Meinung der Bevölkerung
vertreten und dort ist die Parteienlandschaft
wirklich sehr sinnvoll. Und darum habe ich dann
den Schritt gemacht. //mhm//
V: Und eben, sie hatten Kontakt zu der ,Freien
Liste" ist das für sie durch diesen ganzen Pro-
zess oder eher seit ihrer Rückkehr ins Land,
was sie hier erlebt haben in der Politik, ist das
ein logischer Weg gewesen, dass sie nachher
zu dieser Partei gelangt sind und nicht zu einer
anderen Grosspartei.
M: Em, die ,Freie Liste" deckt sich mit meinen
Vorstellungen von der Politik sehr, sehr weitge-
hend. Oder, eine 10096ige Übereinstimmung
hat man nie. Es gibt auch bei der ,Freien Liste"
ein paar Punkte, bei denen ich eine andere
Meinung habe. Aber die Übereinstimmung ist
sehr hoch. //mhm// Und das war wesentlich und
der zweite Punkt ist auch gewesen, dass es bei
uns in der „Freien Liste“ auch jetzt in der Frakti-
on, es gibt kein .. Bindungszwang, sondern man
hat tatsáchlich ein freies Mandat. //mhm// Und
das ist mir genauso wichtig gewesen. //mhm//
Also, das Wissen dass ich dann wirklich, ehm,
nicht von einer Partei gezwungen werden kann
eine Position einzunehmen, die ich nicht móch-
te. Und diese Freiheit habe ich in der „Freien
Liste”. /mhm//
V: Ja, da haben wir schon ganz viele Sachen
angesprochen. Eben, das Hauptinteresse,
wenn ich sie richtig verstanden habe, ist eigent-
lich ein bisschen daraus entstanden, dass sie
eben zurück gekommen sind mit ihrer kranken
Tochter und dann so ein bisschen die Situation
hier eigentlich wahrgenommen habt und analy-
siert habt. Ehm, hat es schon früher, können sie
sich erinnern, Sachen gegeben, also sind sie
schon vorher eine politisch interessierte Person
gewesen. Oder ist das wirklich erst durch die
Situation als Mutter und zurückkehrende Liech-
tensteinerin
M: Also, es ist so. Mich hat Politik immer schon
interessiert. Ich habe das im Deutschen natür-
lich sehr verfolgt, wie sich dort Politik verándert
hat und habe es auch beruflich gemerkt. Ich
habe im Deutschen im Zeitschriftenlayout gear-
beitet und habe zuerst in „Der Zeit“ gearbeitet
und das hat mir total gepasst und dann habe
ich zur ,Brigitte" gewechselt und nach sechs
Monaten ,Brigitte" habe das Gefühl gehabt,
nein, das, das geht nicht mehr (lacht) Kochen,
Kochen und eh, Kochen und Mode ist mir ein-
fach zu wenig und bin dann von dort wieder in
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288 den ,Stern" gewechselt. Und das ist dann wie-
289 der wesentlich politischer gewesen, oder also,
290 das im politischen Geschehen stehen, das hat
291 mir schon nach dem Studienabschluss sehr
292 gefallen. //mhm// Es ist immer Teil gewesen.
293 Aber es ist wie gewesen, eh, dass ich das Ge-
294 fühl gehabt habe, solange ich alleine gelebt ha-
295 be, dann ist man ja relativ frei, also man spürt
296 eigentlich nicht so wie stark Politik das einzelne
297 Leben bestimmt. Ich habe noch keine Probleme
298 gehabt, im Deutschen draussen, als Frau im
299 Verháltnis zum Beruf. Und das hat sich, eh, erst
300 eigentlich geándert mit Kind. //mhm// Weil auf
301 einmal habe ich ? (lautes Ráuspern V) festge-
302 stellt, dass Kinder k.o.-Kriterium sind, wenn es
303 um eine gut bezahlten Stelle geht. .. Und, eh,
304 passiert, ?? man spürt dann auf einmal man
305 kónnte Verantwortung übernehmen, man kónn-
306 te, man ist, vielleicht etwa als Mutter viel stárker
307 den politischen Gegebenheiten unterworfen, als
308 man es jetzt als alleinstehende Frau ist, weil
309 man dort einfach mehr Freiheiten hat, man hat
310 nicht auf einmal Schulpflicht für das Kind und
311 damit aber auch Mittagsessens-Kochenspflicht
312 für die Mutter. Man ist einfach in seinen Ent-
313 scheidungen viel freier und, ah, als Mutter bin
314 ich mir einfach bewusst geworden, dass man in
315 der Politik die Rahmenbedingungen auch für
316 die Kinder, auch für die Mütter, auch für
317 Alleinerziehende setzt und dass, wenn ich
318 móchte, dass sich die Rahmenbedingungen
319 verándern, dass es dann einfach nur geht, in-
320 dem man sich auch politisch aktiv wird. //mhm//
321 Das ist eigentlich mein Grund letztendlich. Eh,
322 ehm, vielleicht der Grund für viele Menschen in
323 die Politik zu gehen, ist, dass man sagt, man
324 móchte an diesen Rahmenbedingungen aktiv
325 mitgestalten. Man móchte etwas bewegen, et-
326 was verandern und damit sind wir dann gleich
327 beim Verháltnis Macht. Denn erst wenn man
328 Macht hat, kann man wirklich etwas verándern.
329 ..
330 V: Sie haben geschmunzelt, als ich am Telefon
331 gesagt habe, dass sie Teil von der politischen
332 Elite sind. (M lacht)
333 //M: Ja-//
334 V: Ehm, wieso, hat das sie- (M lacht)
335 //M: Geschmunzelt?//
336 V: Ja.
337 V: Ja, weil ich natürlich, eh, quasi eine Aussen-
338 seiterkarriere gemacht habe. //mhm// Weil ich
339 als Alleinerziehende Mutter vôllig untypisch bin
340 für eine Politikerin. //mhm// Weil sich während
341 den Wahlen mir die Leute gesagt haben, also,
342 dass man dich überhaupt wählen kann, dich,
343 quasi eh, eine Frau, die, die gescheitert ist, o-
344 der. Für viele erfülle ich nicht das, was man, ah,
345 gemeinhin als, .. Karriere bezeichnet, oder, al-
346 so, typische Karriere für eine Frau ist, man ist