sich zu eigen, indem sie äusserlich ihre Weiblichkeit betont, sich hingegen ungeschminkt
ausdrückt und mit ihren scheinbar prägnanten Voten die Wähler beeindrucken und über-
zeugen kann.
4.3. Politikerin Z - Homo politicus
Politikerin Z gehört seit bald acht Jahren der politischen Elite Liechtensteins an. Sie ist mit
Leidenschaft Teil dieser Funktionselite, wenn auch der Weg dahin von vielen Zufälligkeiten
gekennzeichnet ist. Z ist eingebunden in einem stabilen, sozialen Umfeld. Mit ihrem Mann
lebt sie in ihrer Heimatgemeinde, ist Teil dieser Dorfgemeinschaft, pflegt die sozialen Kon-
takte und geniesst die volle Unterstützung ihrer Ursprungsfamilie in ihrer beruflichen Ent-
wicklung. In jeder Gemeinde Liechtensteins dominiert eine der beiden traditionellen
Grossparteien, dies widerspiegelt sich in der Zusammensetzung des Gemeinderates und
der Sitzverteilung im Landtag. Die Heimatgemeinde der Politikerin Z záhlt seit jeher zu ei-
ner politischen Hochburg der einen Grosspartei. Bevor formale Parteistrukturen geschaf-
fen wurden, , ... gab [es] ein Netz persónlicher Beziehungen, und es gab Mánner, die in
diesem Netz die Fäden zogen. Die jeweiligen Anhänger wurden durch persönliche Kontak-
te gewonnen und wurden gegebenenfalls ihrerseits Werber für ihre Richtung“ (Waschkuhn
1994: 243). Politik ist untrennbar mit allen Lebensbereichen der Dorfgemeinschaft gekop-
pelt. Entsprechend eng und politisch einseitig geprägt ist das daraus resultierende soziale
Netzwerk. Waschkuhn spricht in diesem Zusammenhang von Patronageparteien. Sie kön-
nen ihrer treuen Wählerschaft einen gewissen Schutz und unter Umständen auch für wirt-
schaftliche Vorteile bei Anstellungen oder Arbeitsvergaben sorgen. Diese Bedeutung der
Parteien als Schirmherren hat sich im Zuge der zunehmenden Mobilität, der europäischen
Integration und der Globalisierung abgeschwächt (Waschkuhn 1994: 264). Doch gerade in
der politischen Sozialisation der derzeitigen politischen Elite, so auch bei der hier porträ-
tierten Politikerin haben die traditionellen Grossparteien einen grossen Einfluss ausgeübt.
In diesem Zusammenhang muss auch das grundsätzliche und Zeit überdauernde Interes-
se an der Politik von Z verstanden werden. Zwar hat sie sich mit den aktuellen politischen
Sachfragen immer befasst, hat auch gerne mitdiskutiert, doch sie gehörte nicht zu den
Frauen, die sich vehement für die Veränderung der institutionellen Rahmenbedingungen
eingesetzt haben.
„Man hat sich schon damit befasst, aber irgendwo sind ja auch alles gewachse-
ne Strukturen gewesen. [...] Und darum hat man es möglicherweise auch nicht
jetzt so aggressiv forciert. Natürlich bin ich auch stolz gewesen, als es geheis-
39