Volltext: Frauen in der politischen Elite Liechtensteins

Leben nach Devisen reduziert die Komplexität der Welt und droht leicht in ein schwarz- 
weiss Schema abzufallen. Die hierdurch gewonnene Prägnanz wird zum Abbild einer stark 
verkürzten, undifferenzierten Sichtweise. Wie Y an anderer Stelle bemerkt, wird genau 
diese Klarheit von der Wählerschaft geschätzt und kann folglich ein Instrument sein, sich 
in der Politik erfolgreich zu behaupten (Interview Y: 545-551). „Ich mag es gar nicht, wenn 
ich so einen Artikel lese, in dem soviel (deutet Artikellänge mit zwei Fingern an) steht und 
am Schluss muss ich sagen, der hat gar nichts gesagt. Also das finden sie bei mir sicher 
nicht. Ich habe lieber vier Sätze und dann weiss man, was ich gesagt habe" (Interview Y: 
594-601). 
Wie eingangs erwähnt, fühlt sich Y zum Engagement für die Allgemeinheit verpflichtet. 
Das Ursprungsinteresse für die Politik verortet Y im vorgelebten Engagement ihres Vaters. 
Als selbständiger Transportunternehmer hatte er stets ein offenes Ohr für die Anliegen der 
Mitmenschen, insbesondere der Landwirte der eigenen Gemeinde, die bei ihm Unterstüt- 
zung suchten (Interview Y: 33-88). Die politischen Gespräche auf der Bank vor dem Haus 
und der enthusiastische Einsatz ihres Vaters für die Interessen der Landwirte, haben Y 
sehr beeindruckt und ihren Gerechtigkeitssinn geschárft. ,Das ist schon etwas, das mich 
geprágt hat. ... Dass ich das Gefühl habe, nein, das ist jetzt nicht recht und wenn, ja, wenn 
man fähig ist etwas zu ändern, dass man sich einfach auch engagiert. Ja, also, ich denke, 
das hab ich schon mitbekommen" (Interview Y: 65-70). Bevor sie sich jedoch 2001 40-jáh- 
rig mit der Landtagskandidatur erstmals um ein politisches Mandat bemüht, absolviert sie 
zunáchst eine Lehre als Bankkauffrau, bildet sich weiter zur Wirtschaftsinformatikerin und 
ist über zwanzig Jahre in leitender Position im Informatikbereich einer liechtensteinischen 
Bank tátig. Berufsbegleitend hat sie zudem 2000 das Nachdiplomstudium MBA HSG mit 
Schwerpunkt in Business Engineering abgeschlossen. Nachdem sie 2001 an den Land- 
tagswahlen scheitert, sucht die mittlerweile zweifache Mutter eine neue Herausforderung 
in der Selbstándigkeit. Zu ihren Kunden záhlen Privatbanken, die sie im Auftrag analysiert 
und bei der Umsetzung von Strategievorhaben unterstützt. Die Berufskarriere hat eine 
grossen Stellenwert in ihrem Leben. Zielstrebig verfolgt sie ihre Ziele. Anders als in traditi- 
onellen Familien wird ihr Haushalt von Angestellten geführt. So kann sie sich auch familiár 
auf Wesentliches konzentrieren und die Zeit mit ihren Kindern frei von Haushaltspflichten 
gestalten. Ihr Leben scheint mit Beruf, Weiterbildung und Familie ausgefüllt zu sein. Ein 
weiterer Grund für die Entscheidung den Schritt in die Politik zu wagen, kann mit ihrem 
ausgeprágten Bedürfnis, sich stándig weiterzuentwickeln, in Zusammenhang gebracht 
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