sucht sie diese Themen immer wieder ins Bewusstsein zu rücken. Dies tut sie mit einer
Gradlinigkeit und Beharrlichkeit die dennoch nicht in Verbohrtheit umschlägt.
„Wichtig ist auch einen gewissen Grad an Kompromissbereitschaft. ... Ich kann
nicht erwarten, dass ich das Familienthema anschubse und nach ... zwei Mona-
ten ist akzeptiert, dass alle Kinderkrippen gratis sein müssen. ... Damit komme
ich eigentlich noch recht gut klar, dass das ganz kleine Schritte sind und freue
mich auch über die kleinen Schritte" (Interview X: 1008-1016).
Dieser versóhnliche Ton zeigt auch deutlich, dass sie trotz einem gewissen Mass an ldea-
lismus und Fortschrittsglauben den Bodenkontakt nicht verloren hat und diese Situationen
realistisch einschátzen kann. Diese Klarheit in ihrem Denken und Handeln findet man
auch an anderer Stelle wieder, wenn sie beispielsweise, nachdem sie ihr Fernstudium im
Herbst 2006 aufgenommen hat, ihre Erwerbstätigkeit aufgibt, um sich voll und ganz auf die
Landtagsarbeit und das Studium zu konzentrieren (Interview X: 517-547).
Versucht man ihre Strategie, wie sie sich in der politischen Elite hält und behauptet, zu
umschreiben, fällt ganz besonders auf, dass es ihr immer wieder gelingt, sich in den ver-
schiedensten Spannungsfeldern erfolgreich zu bewegen. Zum einen lässt sich eine tiefe
Verwurzelung und Verbundenheit mit diesem Land und den Menschen erkennen und den-
noch begehrt sie gegen diese traditionellen Clanstrukturen auf, in dem sie als Vorsteherin
kandidiert oder jetzt als Landtagsabgeordnete Oppositionspolitik betreibt. Obwohl sie auf
Oppositionskurs steht, versucht sie immer wieder mit guten Kompromissen einen gemein-
samen Weg einzuschlagen. Dies nicht zuletzt aufgrund realistischer Einschätzung der poli-
tischen Lage. Dabei verliert sie jedoch nie ihre Vision aus den Augen. Das grosse Interes-
se und die Begeisterungsfähigkeit die sie in ihre politische Arbeit mit einbringt, setzt sie als
Parteimitglied wie auch als Individuum ein. Es ist ihr ein grosses Anliegen aus möglichst
objektiver Warte Sachpolitik zu betreiben, ohne dabei die subjektiven Wertvorstellungen
zu vernachlässigen. Als aktives Subjekt wartet sie nicht, bis ihr ein Platz zugewiesen wird,
sondern nimmt ihren Platz in der nach wie vor männerdominierten Politik ein.
4.2. Politikerin Y - Frau Liechtensteiner
Liechtenstein ist ein Kleinstaat. Spätestens auf dem Parkett der nationalen Politik, die eng
gekoppelt an das internationale Geschehen ist, wird das jedem bewusst - die Kleinheit und
die Staatlichkeit. Als Nichtliechtensteinerin und Bürgerin eines demokratischen mitteleuro-
päischen Staates wähnt man sich in Sicherheit und sieht den Staat an sich und seine Insti-
tutionen nicht in deren Souveränität bedroht. Die Landtagsabgeordnete Y wurde in einem
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