. Die während der Diskussion um die Einführung des Frauenstimmrechts geáusserte
Angst vor besser ausgebildeten Auslánderinnen, kann gut nachvollzogen werden.
Erst 1968 wurden Mádchen ins liechtensteinische Gymnasium aufgenommen wer-
den. Ende der 60er Jahre betraten die ersten liechtensteinischen Lehrerinnen das
Parkett. Marxer sieht in dieser spáten Bildungsexpansion einen zentralen Grund für
die spáte Emanzipation der Frau (Marxer 1994: 203).
. Ein weiterer Umstand ist nach Marxer, die mangelhafte politische Bildung der liech-
tensteinischen Bevólkerung. Mit der Demokratiebewegung 1918 tauchte die Forde-
rung nach Staats- und Bürgerkunde erstmals auf. Laut Marxers Einschátzung geht
dieser ,festgestellte Mangel an staatsbürgerlichen Kenntnissen, an Einsicht in eman-
zipatorische Prozesse, an einem vertieften Verstándnis von Demokratie ... auf eine
stráfliche Vernachlássigung der neueren Geschichte Liechtensteins (ab 1914) zu-
rück" (Marxer 1994: 203).
Das Konkurrenzverhalten der beiden Parteien FBP und VU trug ihren Anteil dazu bei.
Marxer beschrieb das Verháltnis entsprechend deutlich: ,Das Verháltnis der Parteien
zeichnet sich durch ein mangelndes Kommunikationsvermógen, gepaart mit fehlender Dia-
logbereitschaft, aus. Isoliertes Prestige- und Machtdenken steht anstelle von Verantwor-
tung für das Gesamte" (Marxer 1994: 204).
3.5. Frauen in der Politik - Politische Mandate
Seit 1984 besteht nun das Frauenstimmrecht. Seit diesem Datum haben folgende Wahl-
gánge stattgefunden:
* Landtagswahlen: 1986, 1989, zweimal 1993 (1993a, 1993b), 1997, 2001, 2005
* Gemeinderatswahlen: 1987, 1991, 1995, 1999, 2003, 2007
In nachfolgender Abbildung ist der prozentuale Anteil Frauen an Kandidierenden bzw.
Mandatstráger/innen seit Einführung des Frauenstimmrechts dargestellt. Nachdem über
mehrere Legislaturperioden nur gerade eine Frau im Landtag vertreten war, schafften es
2001 bereits drei und 2005 sogar sechs Frauen in den Landtag. Die Anzahl Kandidieren-
den blieb über diese Zeit relativ stabil, ist ab Oktober 1997 leicht gestiegen. Dieser Um-
stand schlágt sich auch in den Wahlchancen nieder. Betrachtet man Spaltenprozente in
den Kontingenztabellen, stellt man fest, dass die Wahlchancen der Mánner über die Zeit
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