Volltext: Frauen in der politischen Elite Liechtensteins

wusste Auftreten der Frauen wurde als Tabubruch empfunden und entsprechend geahn- 
det. Den Dornröschen wurde die Weiblichkeit abgesprochen, sie waren keine echten, wah- 
ren Frauen und Mütter mehr, sondern „falsch emanzipierte Mann-Weiber“ (Marxer 1994: 
188). 
Nachdem beide Vorlagen zur Einführung des Frauenstimmrechts vor dem Volk gescheitert 
waren, beschlossen 24 Liechtensteinerinnen, das Frauenstimmrecht durch eine Verfas- 
sungsklage zu erwirken. Vor dem Staatsgerichtshof wiesen sie darauf hin, dass Art.1 
Abs.1 des Volksrechtsgesetzes verfassungswidrig sei, da er das Wahl- und Stimmrecht 
Bürgern männlichen Geschlechts vorbehalte, die Verfassung in Art. 31 jedoch eindeutig 
festhalte, dass alle vor dem Gesetze gleich seien.? Die Beschwerde wurde abgewiesen. 
Die Frage, eines Frauenstimmrechtes in Landesangelegenheiten . [ist] insofern keine 
Frage, die justiziabel ist, [...] sondern nur auf politischem Wege [...] entschieden werden 
kann" (Waschkuhn 1994: 206). 
Das Thema wurde nach und nach wiederentdeckt. Im Márz 1982 schlossen sich die 
,Máànner für das Frauenstimmrecht" der Bewegung ,Dornróschen" an. Die VU gründete im 
März 1982 die ,Frauen-Union*, die FBP zog im September desselben Jahres mit der 
Kommission für Frauenfragen" nach^ (Marxer 1994: 192). 
Im September 1982 begab sich eine Delegation von zwólf Frauen nach Strassburg, um 
dort beim Europarat, dem Liechtenstein 1978 beigetreten war, auf ihre Anliegen aufmerk- 
sam zu machen. Die innenpolitische Wirkung war grósser als erwartet. Von zahlreichen 
Seiten wurde diese Aktion als kontraproduktiv gegeisselt. ,Das Liechtensteiner Vaterland 
warf den Frauen politischen Unverstand' vor und bezeichnete das Vorgehen als 
Brechstangen-Praktik', das der Sache des Frauenstimmrechts erneut schwer geschadet 
habe" (Marxer 1994: 198). Besonders sauer stiess den liechtensteinischen Europa-Parla- 
mentarier auf, dass bei jeder Gelegenheit auf das fehlende Frauenstimmrecht und im glei- 
chen Atemzug das Steuerparadies Liechtenstein aufmerksam gemacht wurde. Auch der 
aussenpolitische Druck erhóhte sich zusehends (Marxer 1994: 198-199). 
Nach der Rückbürgerungsoption ehemaliger Liechtensteinerinnen wurde zwar die Angst 
vor der Machtübernahme auslándischer Frauen etwas eingedámmt, um diese Schre- 
3 Liechtensteiner Vaterland, 25. 2. 1971 in Marxer 1994: 190-191 
^ Heute heissen die entsprechenden Gremien ,Frauen-Union" und ,Frauen in der FBP" 
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