Volltext: Der letzte Gutenberger und der Schwabenkrieg

5.2. Die Zeit von 1499 und 1925 aus heutiger Sicht 
Durch das Vergleichen des Burgenspiels „Der letzte Gutenberger“ mit historischen Quellen 
habe ich nicht nur Informationen aus dem Schwabenkrieg von 1499, sondern auch aus der 
Zeit der Entstehung des Burgenspiels von 1925 herausgefunden. 
Beim Lesen der Narrationen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert habe ich mich immer 
wieder darüber geärgert, dass ich keine Quellenangaben gefunden habe. Dafür waren die 
Erzählungen sehr lebendig und spannend beschrieben, so dass es mir vorkam, als würde ich 
einen Roman lesen und kein Geschichtsbuch. Doch da ich mir zum Ziel gesetzt habe, das 
Burgenspiel von Karl Josef Minst mit Quellen aus dem Schwabenkrieg zu vergleichen, 
nützten mir all die schönen und interessanten Schilderungen nichts, da es keine Belege da- 
für gab. Selbst wenn in seltenen Fällen einmal eine Quellenangabe erwähnt wurde, führte 
diese oft ins Leere, da die angegebene Quelle nicht auffindbar war. Ich fühlte mich an der 
Nase herumgeführt und hatte das Gefühl, dass ich es bei diesen Autoren mehr mit „Mär- 
chentanten“ als mit Historikern zu tun hatte. Erst als ich diese Art von Geschichtsschrei- 
bung selbst zum Objekt meines historischen Forschens gemacht habe, ist mir klar gewor- 
den, dass ich mit Minsts Burgenspiel nicht nur den Schwabenkrieg, sondern eben auch die 
Zeit des Historismus und Nationalismus erforschen kann. Somit wurden die Schriften von 
Kaiser, Büchel, Bütler oder Ulmer für mich zu wertvollen Quellen, aber eben nicht zum 
Schwabenkrieg, sondern zur Zeit, in der sie und auch das Burgenspiel „Der letzte Guten- 
berger" entstanden sind. 
5.3. Nationalismus und Geschichtsbewusstsein 
Das 19. Jahrhundert war geprägt von einem grossen politischen, wirtschaftlichen und ge- 
sellschaftlichen Wandel. So kam es beispielsweise überall in Europa zur Nationalstaaten- 
bildung. Der Nationalismus ist eine Idee des Westens. Es entspricht dem Gedankengut der 
Aufklärung und der französischen Revolution. Demzufolge soll nicht der Herrscher die 
Staatsgrenze bestimmen, sondern das Volk als zusammengehörende und selbstbestimmen- 
de Nation. Das im 18. Jahrhundert aufkommende Nationalbewusstsein basierte auf gemein- 
samer Sprache, Geschichte und Tradition. ^6 
  
P9 vgl. Weismantel, 1994, S. 148ff. 
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