Volltext: Der letzte Gutenberger und der Schwabenkrieg

dem Burgvogt Graf Thüring von Rüttinen als seine Reisebekanntschaft vorstellt, wird die- 
ser auf der Burg herzlich willkommen geheissen. 
So heckt der mutmassliche rätische Graf, der auf der Burg die Gastfreundschaft des Burg- 
vogts geniesst, seinen verräterischen Plan aus: ,, Draussen im Zwingergdrtlein ist ein Erker. 
Der passt vorzüglich zu meinen Plänen. Da lass ich ein Seil hinunter, ein paar beherzte 
Burschen klettern herauf, machen die Torwache nieder und das Tor auf und dann wimmelt 
es in die Vorburg herein. Gute Nacht, Gutenberg! Und dann kriegt der Giacomo fünfhun- 
dert Mark Silber auf die Hand! "^? 
Doch der Verráter wird auf frischer Tat ertappt und zur Strafe zum Tode verurteilt. So be- 
fielt der Burgvogt: ,, Stiirzt ihn den Burgfelsen hinab und zwar dort, wo er seinen Verrat 
gesponnen hat! ^? 
Diese Legende wird in einigen Erzáhlungen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert ge- 
schildert. Die älteste Überlieferung ist bei Peter Kaiser zu finden. Dort heisst es: „Einer der 
Kühnsten, der ausserhalb der Veste durch eine geheime Oeffnung hinaufkletterte, wurde 
entdeckt und hinabgestürzt: das Loch hiess noch lange das ,Schweizerloch“ 
Büchel führte die Legende weiter aus und beschrieb: „Unter welcher Belagerung ein 
Schweizer, der verräterischer Weise durch ein ungewöhnlich Ort die Feste überstiegen, mit 
Urteil zum Tode verurteilt, der an ihm auch exequiert worden ist, dass er solle auf ein Brett 
gebunden und zuoberst im Schloss über den Felsen hinabgestürzt werden. Dieses Loch, wo 
der arme Teufel eingedrungen ist, erhielt dann den Namen ‚Schweizerloch‘. “°! 
Nach diesen Schilderungen war es also ein Eidgenosse, welcher auf „verräterische Weise“ 
in die Burg eingedrungen ist und nicht wie bei Minst ein italienischer Betrüger. Es ist zu 
vermuten, dass Minst mit dieser Abweichung die zahlreichen Theaterbesucher aus der 
Schweiz nicht verärgern wollte. Minst hat die Szene auch soweit entschärft, dass der Verrä- 
ter nicht gewaltsam auf ein Brett gebunden, sondern einfach von den Knechten wegge- 
schleppt wurde. 
  
8 Minst, 1925, S. 38 
1? Minst, 1925, S. 46 
19? Brunhart, 1989, S. 320 
15! Büchel, 1914, S. 52f. 
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