4.2.10. Heinrich Wolleb
Heinrich Wolleb war ein bekannter Söldnerführer und massgeblich am Schwabenkrieg auf
eidgenössischer Seite beteiligt. In Minsts Burgenspiel unterhalten sich junge Balznerinnen
und Balzner, welche auf die Burg geflüchtet sind, über den gefürchteten Angreifer: „Jo,
und denn erscht der grausam Heini Wolleb, der Afüahrer vo dena Urner. Mini Ahna hät
gset, der hei an Sdbel, er tit net i di groscht Stoba ihipassa, und Füscht hei er wia
Schmalzgelta, und uf am Kopf hei er Hàrner wia an Gassbock!
Es ist gut móglich, dass Wollebs Ruf ihm zu jener Zeit bereits vorausgeeilt ist. Der gebürti-
ge Urner war bekannt für seine blutrünstige Kriegslust. Er hatte bereits in vielen Schlachten
für verschiedene Herrscher gekámpft und schreckte auch nicht davor zurück, Kaufleute auf
ihrem Weg über die Alpenpásse zu berauben und zu ermorden. Deswegen wurde er von der
eidgenóssischen Tagsatzung verurteilt, worauf er nach Italien floh. Den Schwabenkrieg sah
er daher als Gelegenheit, seine Ehre wieder herzustellen und zog mit etwa 600 Reisláufern
ins Rheintal.!!!
Im Burgenspiel verkündet der Burgmeier den Anmarsch von Wolleb mit seinen Mánnern:
»Jätz ischt scho s'ganz Rhital volla Eidgenossa und der Heini Wolleb zücht sechshundert
Ma stark vo Chur acha. Guat Nacht, das ka a schóni Soppa geh! Mein Gott, mein Gott, i
kónnt lut rára! 4?
Als Wolleb mit seinen Urner Reisláufern vom Friedensschluss von Glurns hórte, war er mit
Sicherheit nicht damit einverstanden. Er wollte den Krieg. Als die Landsknechte auf Burg
Gutenberg die eidgenössischen Truppen mit ihren Schmáhrufen provozierten, sah er die
Gelegenheit für einen Angriff. Bütler schrieb dazu: ,, Sofort setzte der Urner Heini Wohlleb
mit einer Schar Gesellen über den Rhein, verbrannte in Balzers ein Haus und einen Stall,
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wurde aber wieder zurückgeworfen. “
Darauf griffen die Truppen des Schwäbischen
Bundes, unter der Leitung von Ludwig von Brandis, Maienfeld an. Dies war für Heinrich
Wolleb ein klares Zeichen, dass der Krieg nun begonnen hatte. Zusammen mit den Bünd-
nern eroberte er Maienfeld und den St. Luzisteig-Pass wieder zurück und drängte die Trup-
pen des Schwäbischen Bundes bis nach Balzers zurück.
1? Minst, 1925, S. 14
!!! Goop, 1999, S. 98ff.
1? Minst, 1925, S. 16
1? Bütler, 1911, S. 164
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