Volltext: Berufszufriedenheit der Lehrpersonen im Fürstentum Liechtenstein im Fokus von Schulgeschichte und Schulentwicklung

5.4 MEILENSTEIN 4: DAS PROJEKT „SCHÜLERBEURTEILUNG UND SCHULENTWICK- 
LUNG IN DER PRIMARSCHULE (SBSE)* 
Die liechtensteinische Primarschule ist heute notenfrei. 
Auf Initiativen von Primarlehrerinnen und Primarlehrern — bzw. deren Standesvertretung, des 
Liechtensteiner Primarlehrervereins (LPV) —, die bereits auf die ,Schule-wohin?"- Diskussion 
(Kap. 5.3) der 80er-Jahre zurückgehen (vergl. auch Roos 2003, S.247?9), wurde von der Re- 
gierung 1990 ein Projekt genehmigt, in dem der Begriff , Schulentwicklung" erstmals nachhal- 
tig in die liechtensteinische Bildungslandschaft eintaucht: , Schülerbeurteilung und Schulent- 
wicklung" — kurz: SBSE. Das Projekt war darauf angelegt, neue Formen der Schülerbeurtei- 
lung zu entwickeln; dabei standen Neuerungen wie Lernzielorientierung, Selbstbeurteilung, 
Beurteilungsgespráche und damit kompatible neue Lernformen im Vordergrund. (ebd., S.4) 
In der fünfjáhrigen Projektphase (1990 bis 1995) wurden an drei Schulstandorten (den Pri- 
marschulen Ruggell, Vaduz-Auele und Gamprin) alternative Beurteilungsmodelle entwickelt, 
die es letztlich ermóglichen sollten, die klassische Notenbeurteilung durch ,umfassendere" 
Beurteilungsformen zu ersetzen. Aufgrund der positiven Projektergebnisse an den ,Pilot- 
schulen“ wurde 1995 die flächendeckende sukzessive Abschaffung der Notenbeurteilung an 
den liechtensteinischen Primarschulen „bis spätestens zum Beginn des Schuljahres 
1999/2000" — bzw. deren Ersatz durch ein Zusammenspiel „summativer“, „formativer‘ und 
,prognostischer“ Beurteilungsinstrumente — gesetzlich verordnet. 1*9 
Dieses langjáhrige Projekt kann ebenso wie das übergeordnete Projekt ,Schule wohin?" in 
die jüngere Geschichte des liechtensteinischen Bildungswesens als Vorreiter im Sinne des 
wissenschaftlichen Schulentwicklungsbegriffes eingehen, handelte es sich doch um einen 
„zielgerichtet vorangetriebenen und gesteuerten Veránderungsprozess" (Rosenmund 2011, 
S.76), der eine ,Einbeziehung der Betroffenen, vor allem der Lehrer, in den Entscheidungs- 
prozess vorgesehen hatte" (Rolff 2007, S.11), einem „Projektteam“ (ebd.) anvertraut war, mit 
der Konzentration auf neue Beurteilungsformen und Lernformen klar die Mikroebene Unter- 
richtsentwicklung im Visier hatte, die Ausgestaltung möglicher Settings der Mesoebene 
„(teilautonome) Schule mit Profil“ (vergl. Bueler et al. 2005) gestattete und von der Makro- 
ebene Schulverwaltung (hier: Schulamt und Regierung) die nötigen personellen, zeitlichen 
und finanziellen Ressourcen erhielt (vergl. Roos 2003, S. 25). Ganz im Sinne des Paradig- 
mas der Rekontextualisierung (vergl. Fend 2008, S.174ff) werden kompatible Projektergeb- 
nisse der Einzelstandorte auf Systemebene übertragen. Bezeichnenderweise fällt das Pro- 
jekt zeitlich auch in jene Phase, die nach Bueler (et al. 2005, S.15) ,ijn der Retrospektive als 
das ,goldene Zeitalter der Schulentwicklung' charakterisiert werden kann." 
  
129 Onlineverzeichnis 33 
130 Verordnung vom 25. April 1995 über die Beurteilung der Kinder und deren Beförderung an der 
Primarschule“, LGBI 1995 /121 (Onlineverzeichnis 35) 
62
	        

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