Volltext: Berufszufriedenheit der Lehrpersonen im Fürstentum Liechtenstein im Fokus von Schulgeschichte und Schulentwicklung

zur Einzahlung in die Schulfonds zu bewegen und die bäuerlich geprägten Familien dazu zu 
bringen, die Kinder in die Schule zu schicken. Unentschuldigtes Fernbleiben — z.B. weil die 
Kinder bei der Feldarbeit helfen mussten — wurde ab 1833 bestraft. Die Lehrer wurden ver- 
pflichtet, eine Abwesenheitsliste zu führen und diese monatlich der Schulaufsicht zur Kennt- 
nis zu bringen (vergl. Quaderer, ebd.). 
4.2.7 Spannungsfeld Curriculum: Kompetenzorientierung versus Jahrgangsklassen 
  
Im Hinblick auf die gegenwártig aktuelle Debatte über die Kompetenzorientierung der Lehr- 
pläne — wie aktuell mit dem Schweizer ,Lehrplan 21"" vorgesehen - interessant, wird bereits 
1834 der Vorschlag eingebracht, ,die Schulpflicht nicht nach dem Alter, sondern nach der 
Erlangung bestimmter Fáhigkeiten zu bemessen" — wenngleich mit dem Hintergedanken, die 
Eltern zu animieren, die Kinder fleissiger in die Schule zu schicken, ,damit sie so bald als 
möglich entlassen würden“. ^ Jedenfalls erinnert dieser aus der Anfangszeit der Pflichtschu- 
le überlieferte Vorschlag auch sehr stark an die aktuelle Diskussion um altersdurchmischten 
Unterricht — wie er an manchen liechtensteinischen Primarschulen gegenwártig (...) propa- 
giert und praktiziert wird. 
4.2.8 Spannungsfeld Unterrichtsentwicklung: Methodenkritik 
Auch den Unterrichtsmethoden wurde vorgeworfen, dass ,grósstenteils alles mechanisch 
auswendig gelernt werden“ musste, so dass „die Kinder oft nicht in der Lage gewesen wá- 
ren, die (auswendig gelernten) Regeln weder in schriftlichen Aufsätzen noch im Rechnungs- 
fache* anzuwenden. (Schreiben des Rentmeister? Schmied an das Oberamt, in einem Be- 
richt vom 21. Oktober 1834, zitiert bei Quaderer 1969, S. 163 f). 
4.2.9 Spannungsfeld Lohnverlass: Erste Hinweise auf Standespolitik 
  
Dass es unter derlei inneren und áusseren Druckverháltnissen mit der Motivation der seeli- 
gen Kollegenschaft nicht zum Besten bestellt war, ist wohl kaum von der Hand zu weisen. 
Ein von Quaderer zitierter Brief aus dem Jahr 1844 eines Kurats Wolfinger an die Verwal- 
tungsbehórde gibt weiteren Aufschluss über die Befindlichkeit der Lehrerschaft ,Die Ge- 
meinde bezahle dem Lehrer den Gehaltsanteil nie zu gehórigen Zeit, ... nie unaufgefordert." 
Die vom Lehrer vorausbezahlten Kosten für Schulbücher, seien von den Eltern oft nicht er- 
setzt worden; ebenso hätten Lehrkräfte um das nötige Brennholz für die Schulstuben ständig 
mit den Gemeinden zu kämpfen gehabt (Quaderer 1969, S.167). 
  
77 Vergl. http://d-edk.ch/lehrplan-21 
78 Vorschlag des Rentmeisters Schmied, zitiert bei Quaderer 1969, S.164 
79 oberster Finanzbeamte 
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