Volltext: Berufszufriedenheit der Lehrpersonen im Fürstentum Liechtenstein im Fokus von Schulgeschichte und Schulentwicklung

  
chen Stunden, in welchen die Schulgegenstände zu lehren seyen, daher von ihm der Lehrer 
alle Weisungen einzuholen und sie pünktlich zu vollziehen hat. 
$24 Die Aufsicht über alle Schulen hingegen übt ein aus der gesammten Geistlichkeit durch 
Stimmenmehrheit zu wáhlender Schulinspector, dieser hat vorzüglich sich zu überzeugen, 
dass der Unterricht nach einer gleichfórmigen Methodestatt finde, den Lokalinspektor in den 
planmássigen Bildungsanstalten mit Nachdruk zu unterstützen, den Prüffungen beizuwohnen 
und über alle Schulgegenstánde an die obere Schulbehórde zu referiren, dann die von ihr 
ergehenden Verfügungen in Vollzug zu setzen. 
$25 Die obere Schulbehórde bestehet unter dem Praesidio des landesfürstlichen Oberbeam- 
ten und des Decanats aus dem Schulinspektor und allen Localinspektoren, welche sich nach 
Bedürfniss, wenigstens aber vor Beginn der Winterschule jáhrlich einmal versammeln, über 
Schulsachen die nothwendigen Verfügungen treffen und diese dem Schulinspektor, welcher 
als der bleibende Stellvertretter der oberen Schulbehórde anzusehen ist, zur Ausführung 
zuweisen sollen (....)" 
  
4.1.3 Fazit der ,Geburtsstunden" 
  
Mit dem Schulplan wurden Verwaltungsstruktur, Zeitgefásse und ein erstes rudimentáres 
Curriculum festgelegt. Dennoch war ,das ganze Schulwesen erst im Aufbau begriffen und 
hat noch keine feste, allgemeine gültige Form gefunden." (Quaderer 1969, S.167) Trotz Be- 
mühungen der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit „ war es vielfach sehr schwer, in der Be- 
vólkerung Verstándnis und Vertrauen für die Schule zu wecken und ihre Unterstützung für 
das Schulwesen und die Lehrerausbildung zu finden" (ebd.). 
Bei Martin heisst es dazu in ähnlicher Schlussfolgerung sinngemäss, dass die Lehren der zu 
jener Zeit einflussreichen Pädagogen wie Pestalozzi, Fröbelt oder Herbart in Liechtenstein 
weniger Beachtung finden konnten, da Liechtenstein immer noch dabei gewesen sei, ein 
Erziehungssystem zu errichten und die Behörden und Lehrer „vie/ zu stark damit beschäftigt 
(...), die Gemeinden zu überreden, Schulhäuser zur Verfügung zu stellen, sowie die Eltern 
zu überreden, ihre Kinder in die Schule zu schicken" (Martin 1984, S.46). 
Unter Verwendung heutiger Begrifflichkeiten der Schulentwicklungsforschung lásst sich da- 
ran vielleicht schon das grosse — zeitlose — Erfordernis erkennen, ,Rekontextualisierung" 
(Fend, 2008) zuzulassen." Es machte offenbar wenig Sinn, auf Systemebene ,schóngeisti- 
ge" pádagogische Prinzipien anzulegen, wo doch ganz andere, nàmlich existentielle Grund- 
fragestellungen (Schulbauten und — im Angesicht der wirtschaftlichen Not der meisten Fami- 
lien — die Motivation zum Schulbesuch überhaupt), im Vordergrund standen. 
  
" vergl. auch Kapitel 8.9 (Zusammenfassung und Erórterung der Umfrageergebnisse) 
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