8.7.5 Fazit des Querschnittvergleichs mit der Schweiz
Der Vergleich der beiden Umfrageergebnisse deutet darauf hin, dass die Berufszufriedenheit
der Lehrpersonen in beiden Ländern? etwa ähnlich gelagert ist. Die Grundsatzfrage nach
der hypothetischen Wiederholung der Berufswahl und der Vergleich der aus dem Durch-
schnitt aller geschlossenen Fragen jeweils errechneten Gesamtnoten geht im Ländermatch
leicht zugunsten der Schweiz aus.
Dass die Trends sehr parallel verlaufen dürften, zeigt auch der Vergleich der positiven und
negativen Spitzenreiter der Einzelfragestellungen: Die Zufriedenheit mit dem Kernge-
schäft (Aspekte des Unterrichts) ist unisono gross; Unzufriedenheit herrscht in beiden Län-
dern eher in dienstrechtlichen Fragen und Fragen der Steuerung.
In nur drei Aspekten liegt die Differenz rund um einen halben Notenwert: Die hervorstechend
hohe Zufriedenheit mit den vertraglich garantierten Stellenprozenten in Liechtenstein
(4,89) wird von den Lehrpersonen in der Schweiz (5,34) noch übertroffen; die auch in der
Schweiz (3,45) geringe Zufriedenheit mit der Zuverlässigkeit der Lohnentwicklung liegt in
Liechtenstein (2,99) noch tiefer. Der grósste und markante Notenunterschied (— 0,8) ist in
Sachen Pensionsvorsorge feststellbar: die Note der liechtensteinischen Lehrkráfte (2,95)
verwundert aber nicht im Angesicht der jüngsten markanten Veränderungen im Bereich der
Pensionsvorsorge für das Staatspersonal???.
Der Vergleich der kumulierten Bereiche zeigt ebenfalls áhnliche Tendenzen. Einen gravie-
renden Zufriedenheitsunterschied gibt es aber mit der Ausstattung des Arbeitsplatzes.
Während dieser Bereich in Liechtenstein (4,67) das Zufriedenheitsranking anführt, verhält es
sich mit der Zufriedenheit der Lehrpersonen in der Schweiz (4,17) genau umgekehrt: Die
Ausstattung des Arbeitsplatzes belegt in der Schweiz (4,17) den vorletzten Platz im Zufrie-
denheitsranking.
In einer ,Schicksalsgemeinschaft" finden sich offenbar auch die Schulentwicklungsakteure
beider Lànder: Der Bereich Schulentwicklung??? steht im Zufriedenheitsranking ex aequo
ganz unten. In Liechtenstein (3,77) bewerten Lehrerinnen und Lehrer die Schulentwicklung
aber immerhin noch um mehr als eine halbe Note besser als ihre Schweizer Kolleginnen
und Kollegen (3,18) die ,Schulreformen'?^.
238 Für die Schweiz gilt das für die an der LCH-Befragung beteiligten deutschschweizer Kantone.
239 Dem aufgedeckten Deckungsdefizit der Pensionskasse für das Staatspersonal (2. Sáule) wurde
2014 nach einem klárenden Plebiszit im Zuge einer Gesetzesánderung mit staatlichen Finanzsprit-
zen begegnet. Für die Versicherten bedeutet das die Hinnahme massiver Einbussen. (Onlinever-
zeichnis 53)
240 In der Schweizer Befragung wurde dafür der Begriff Schulreform verwendet (vergl. Landert 2014).
?^1 Natürlich kann hier nicht untersucht werden, was in den einzelnen Kantonen unter ,Schulreformen"
konkret subsumiert wird; die Nàhe der Begriffe , Schulentwicklung" und ,Schulreform"* kann jeden-
falls unterstellt werden.
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