wieder aufgelöst worden, sodass sich die einzige offizielle liechtensteinische diplomatische
Vertretung im Ausland in Bern befand.
Entsprechend wird deutlich, dass für den Untersuchungszeitraum dieser Arbeit tatsáchlich
von einer in der ,Aktivierungsphase" befindlichen liechtensteinischen Aussenpolitik
gesprochen werden kann, deren Ziele und Mittel nicht oder kaum explizit definiert waren.
Dennoch muss betont werden, dass es auch in Liechtenstein über verschiedene Zeiten
hinweg ,,typische aussenpolitische Grundinteressen* gab. Hierzu gehörten eben nicht nur
die Erhaltung der Souveränität, sondern ebenfalls wirtschaftliche Aspekte und Handlungen,
die den ,internationalen Status“ (z.B. Image) betrafen.”° Und auch wenn sich die liechten-
steinische Aussenpolitik erst in einer ,, Aktivierungsphase" befunden hatte, heisst dies nicht,
dass es keine selbstständigen aussenpolitischen Aktivitäten gab.
1.2. Fragestellungen, Begriffsdefinitionen und Methoden
Ein Militär, diplomatische Beziehungen oder wirtschaftspolitische Massnahmen stellen
wichtige Instrumente der Aussenpolitik dar." Dass beispielsweise auch Sport zu einem
relativ intensiv genutzten Mittel der Aussenpolitik gezáhlt werden kann, gehórt zumindest
unter Sporthistorikern gewissermassen zum gesicherten Grundwissen.”* Inwiefern jedoch
nationale Selbstdarstellungen an Ausstellungen als aussenpolitische Mittel und Instrumente
verstanden werden können, wurde in der Forschung bisher kaum untersucht.”
Aus diesem Grund soll in der vorliegenden Arbeit, ausgehend von der Grundfrage,
inwiefern die Auftritte Liechtensteins an Weltausstellung, Schweizerischen Landes-
ausstellung und OLMA in der Zeit von 1945 bis 1964 als Mittel der liechtensteinischen
Aussenpolitik aufgefasst werden können, insbesondere folgende Forschungsfragen erläutert
werden:
— Wie kam es zur Teilnahme Liechtensteins und welche Haltungen zeigten wichtige
Akteure zu den Veranstaltungsteilnahmen?
*# Vgl. Allgäuer, Instrumente, S. 122; oder Interpellationsbeantwortung Aussenpolitik 1987, S. 6; in den Rang
einer Botschaft wurde die Gesandtschaft in Bern aber erst im Jahre 1969 erhoben.
? Wilhelm, Aussenpolitik, S. 116.
?6 Für vier aussenpolitische Hauptaspekte vgl. ebd., S. 116f.
?' Ebd., S. 160.
?* Vgl. Teichler, Sport, S. 210.
? Vorhandene Untersuchungen mit vergleichbaren Aspekten sind z.B. Denscheilmann, Deutschlandbilder;
Klenk, Mega-Events; Mallinckrodt, Selbstdarstellung; Herren, Netzwerk Aussenpolitik; oder Gesche,
Deutsches Ausland-Institut.