bestimmter Medienarten vorzuschreiben. Dies kann im Falle einer totalitären oder
autoritären Regierung zum Problem werden. Ein rezentes Beispiel für den negativen
Einfluss von autoritären Regierung auf Bibliotheksbestände trug sich im Juli 2014 in
Singapur zu. Dort wurden Kinderbücher, die von gleichgeschlechtlichen Paaren
handelten, in Büchereien verboten. Der Grund hierfür ist die Illegalitit von
Homosexualität in Singapur.!”’ In Deutschland zum Beispiel bestehen deshalb die
Gemeinden oder Fachstellen, die ideologisch vom Staat unabhángig arbeiten und somit
ein ,,Puffer" zwischen Staat und Bibliothek darstellen.!^?
In der Einzelbetrachtung der Zwergstaaten stellt eindeutig Malta das mit dem hóchsten
Stellenwert, sowohl seitens des Staates, wie auch seitens der Bevólkerung, dar. Das
gesamte Territorium ist mit Offentlichen Bibliotheken abgedeckt und ein Drittel der
Bevólkerung nehmen dieses Angebot an. Die Ausleihzahlen reflektieren dies. Das
Bibliotheksnetz wird mit einem Bibliotheksgesetz geregelt und ständig verbessert.
Andorras Öffentliche Bibliotheken erfreuen sich ebenfalls der Wertschätzung ihrer
Träger. Die staatlich getragene und die von den Gemeinden getragenen Öffentlichen
Bibliotheken arbeiten in einem Verbund zusammen. Es bleibt zu klären, aus welchem
Grund die Ausleihen sich im Verhältnis zum Anteil der Nutzer in der Bevölkerung so
niedrig darstellen. Liechtenstein ist ein weiteres Beispiel dafür, dass ein Verbund mit
Öffentlichen Bibliotheken unterschiedlicher Träger funktionieren kann. Allerdings sind
die Ressourcen der Kommunalbibliotheken wesentlich geringer als die der LiLB. Dies
erkennt man vor allem daran, dass die Kommunalbibliotheken lediglich für wenige
Stunden pro Woche nebenamtliches Personal einsetzen. Die staatlich geförderten
Öffentlichen Bibliotheken in Monaco erhalten ausreichend Ressourcen, um ihren
Aufgaben gerecht zu werden, das Angebot wird jedoch unzureichend genutzt.
Bedauerlich ist außerdem, dass sich zwischen diesen Bibliotheken keine Kooperation
entwickelt hat. Zu guter Letzt präsentiert sich San Marino als ein Staat, in dem Öffentliche
Bibliotheken, und Bibliotheken allgemein, eine eher untergeordnete Rolle spielen. Das
Land wird zwar einwohnertechnisch ausreichend mit Öffentlichen Bibliotheken
abgedeckt, es gibt aber weder genauere Angaben zu den Ressourcen, die die Bibliotheken
vom Staat und von den Gemeinden erhalten, noch zum Nutzungsverhalten der
Bevölkerung. Die schlechte Informationslage zeugt von mangelndem Interesse aller
139 [o. V.]: Neue Zensurfälle in Singapur, 2014. In: Forum Bibliothek und Information 2014(10), S. 679.
19 An dieser Stelle móchte die Verfasserin Jean-Marie Reding aus der Nationalbibliothek in Luxemburg
für den Hinweis auf mögliche Unterschiede zwischen Zwergstaaten und Nicht-Zwergstaaten danken.
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