5. Zusammenfassung und Ausblick
Den Stand der derzeitigen Quellenlage kann an als teilweise äußerst lückenhaft
zusammenfassen. Ist die Vita Josef Rheinbergers sehr gut aufgearbeitet, lassen die
derzeit vorhandenen Quellen in vielen Bereichen sehr zu wünschen übrig. Es ist nicht
bekannt wie Josef Rheinberger überhaupt zu dem Libretto von Franz Bonn gekommen
ist. Auch ist derzeit nicht bekannt was Rheinberger zur Umarbeitung bewegt hat. Neben
den zahlreichen Briefen die Rheinberger an verschiedene Personen geschrieben hat,
bietet uns Fanny die wichtigsten Quellen. Durch ihre sehr akribischen
Tagebuchaufzeichnungen ist es schließlich doch möglich in vielen Bereichen einen
Überblick über die Oper zu geben.
Was kann nun anschließend zur Oper selber gesagt werden? Angeregt wurde
Rheinberger nach eigener Aussage von Moritz von Schwinds (1804 — 1871)
Aquarellzyklus den er 1858 bei einer Ausstellung gesehen hatte. Erst einige Jahre später
begann er mit der Komposition, unterzog sie später einer massiven Überarbeitung.
Vielleicht musste er wirklich erst den Schock überwinden, dass eines seiner Werke
nicht angenommen wurde. Bleibt nur die Frage, ob das wirklich so lange gedauert hat.
Schließlich konnte dieser Umstand noch nicht weitgehend geklärt werden und bleibt
daher reine Spekulation.
Ein ganz eigenes Thema bildet das Libretto. Erwartet man doch von einem teilweise
sehr perfektionistischen Komponisten wie Rheinberger, dass er seine Oper in allen
Bereichen perfektionieren will, stellt sich die Frage, warum Rheinberger gerade dieses
Libretto vertonte. Wie oben deutlich werden sollte, lässt das Libretto sehr zu wünschen
übrig, auch die zweite Fassung an der Fanny äußerst umfangreich beteiligt war.
Doch das allein kann nur schwerlich der Grund dafür sein, dass sich die Oper nicht
etablieren konnte. Ist es doch nicht selten der Fall, dass sehr gute Musik ein schlechtes
Libretto wett machen kann und die Oper dennoch erfolgreich wird. Aber hier ist auch
dies nicht der Fall. Kann man daraus schließen, dass auch die Musik schlecht ist? — Nur
schwer, zumal wir sie nicht einmal hören können. Das nur rein aus der Partitur heraus
zu entscheiden liegt auch fern. Zudem würde es hierzu einer allumfassenden Analyse
bedürfen. Es lässt sich allerdings nicht von der Hand weisen, dass nicht nur das
Libretto, sondern auch Rheinbergers Musik in manchen Teilen bemängelt wird.
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