Volltext: Josef Rheinbergers Oper Die Sieben Raben

zu sehen, dass der Bass nicht zu sehr in die Tiefe geht, während der Sopran sehr hoch 
liegt. Genauso liegt auch der Tenor in diesen Takten nicht zu hoch über den Bass 
beziehungsweise unter den Frauenstimmen. Auch der Bass wird zum Großteil 
melodisch geführt, außer in den Takten zwei und vier. Auch im restlichen Teil des 
Finalchores sind die genannten Prinzipien zu erkennen. 
Wie im Kapitel zwei zur Musikästhetik Rheinbergers schon erwähnt, ist seine Haltung 
eher auf der konservativen Seite. An einer Stelle in seinen Raben wird deutlich, wie 
gezielt Rheinberger chromatische Modulationen einsetzt, und zwar in der vierten Szene 
des ersten Aktes. Elsbeths Arie endet in A-Dur. Danach folgen zwei Übergangstakte und 
an dieser Stelle wird chromatisch die Dominante von F-Dur eingeführt. Daran schließt 
sich unmittelbar das Duett von Elsbeth und Roderich. Im harmonischen Kontext 
erscheint diese Modulation durchaus als kühn, obwohl die Bedeutung des Wortes sehr 
relativ ist. In einer anderen Passage in der vierten Szene des ersten Akts finden sich 
auffállige harmonische Gestaltungen. In den Takten 60-75 fehlt die Tonika. G- Dur und 
A-Dur Bereiche werden durch eine Rückung verbunden. Die Harmonik an dieser Stelle 
erhält so einen beliebig fortsetzbaren und offenen Charakter. Zusátzlich bildet die 
Melodie, wie eben erwähnt kurze Bögen.” 
Wie bereits angesprochen, ist die Oper im Großen und Ganzen nach der typischen 
Rheinberger-Ästhetik komponiert. Allerdings gibt es hier und da einige Ausnahmen. Die 
gebrachten Beispiele dienen nur der Veranschaulichung. Für die typische Rheinberger- 
Ästhetik in der Oper finden sich noch unzählige andere Beispiele. 
Die Mängel welche das Werk aufweist, waren Rheinberger auch selbst klargeworden. 
Hans-Josef Irmen stellt dazu fest: 
Gegenüber den Vorzügen fließender, zumindest polyphoner Diktion der Chor- und Ensemblesätze und 
der Fülle delikater harmonischer Verknüpfungen als Ergebnis konsequenter Stimmführung steht 
nämlich der Mangel eigentlich dramatisch-musikalischer Personifikation der agierenden 
Bühnenfiguren. [...] Kurzatmige Motive, gewöhnlich in Sequenzen weitergesponnen, diffuse 
melismatische Phrasen ohne faßlichen Kern, einzelne, charakteristisch zugespitzte Akzente 
ermoglichen keine musikalische Charakterbezeichnung der Solopartien.” 
  
7! Vgl. Josef Rheinberger, Die Sieben Raben, in: Josef Gabriel Rheinberger, Sämtliche Werke, Bd. 11, S. 
86. 
? Vgl. Josef Rheinberger, Die Sieben Raben, in: Josef Gabriel Rheinberger, Sämtliche Werke, Bd. 11, S. 
86. 
? Hans-Josef Irmen, Gabriel Josef Rheinberge als Antipode des Cücilianismus, S. 52. 
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