Volltext: Josef Rheinbergers Oper Die Sieben Raben

dreimal flüchtig erreicht. Es wird nirgends eine Kadenz angedeutet. Wieder kommen 
verschiedene Dominantformen vor. Auch hier sind in der Singstimme kurze Tonfolgen 
aneinandergereiht, die mit ihren Intervallen das harmonische Gerüst markieren. 
Zusammenfassend lassen sich folgende Gemeinsamkeiten feststellen: Es werden keine 
schließenden Kadenzen gebildet, die Singstimme ist im harmonischen Aufbau integriert 
und das Orchester ist im Gegenzug an der melodischen Entwicklung beteiligt.“ Stellt 
sich an dieser Stelle nur die Frage, ob sich Rheinberger hier absichtlich an Wagner 
orientiert. Dies wäre möglich, da auch andere Kompositionen Rheinbergers Spuren von 
der Beschäftigung mit Wagner aufweisen. 
Im Folgenden soll nun darauf eingegangen werden, inwiefern Rheinberger von seinem 
Kompositionsstil abweicht, welchen er zuvor und danach gepflegt hat und was in dieser 
Oper typisch für Rheinberger ist. Die Ouvertüre der Oper, von Rheinberger Vorspiel 
genannt, macht den Zuhörer, wie üblich, mit den wichtigen Motiven der Oper vertraut. 
Die erste Szene spielt im herzoglichen Wald. Wie für Jagdszenen üblich, erklingen auch 
hier ein Jágerchor und verschiedenen jagdsignalartige Motive in den Bläsern. 
Wie zuvor schon erláutert, geht die Rheinberger'sche Melodiebildung vom Stufengang 
der Tonleiter, den Intervallen der Drei- und Vierklángen sowie von Vorhalts- und 
Durchgangsdissonanzen aus. Ein Beispiel hierfür ist in den Takten 51 bis 55 der ersten 
Szene des ersten Aktes zu finden: 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
(Abb. 1: Josef Rheinberger, Die Sieben Raben, in: Josef Gabriel Rheinberger, Sámtliche Werke, Bd. 
11, S.53, T. 51-55.) 
Ein Grofiteil der Melodiebildungen sind typisch für Rheinberger. Doch gibt es trotzdem 
immer wieder Passagen in denen die Melodiebildung abweicht. In der dritten Szene des 
  
*' Hanns Steger, Vor allem Klangschónheir, S. 202-206. 
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