Instrumenten des Orchesters: Piccoloflöte, Flöte, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete,
Posaune, Tuba, Triangel, Timpani, Becken, große und kleine Trommel, Tam Tam,
Glocke, Harfe und Streicher, gibt es auf beziehungsweise hinter der Szene noch zwei
Hörner, zwei Trompeten und eine Glasglocke.9?
In den 1860er Jahren zeichnete sich eine Entwicklung ab, die stark von Wagner und
Liszt beeinflusst wurde und vom herkómmlichen Kompositionsstil Rheinbergers
teilweise deutlich abweicht. Einige der in den 1860er Jahren entdeckten Stilmittel
verwarf Rheinberger spáter auch wieder. In verschiedenen Rezensionen ist zu lesen,
dass Rheinbergers Oper Anklünge an Wagner hóren lásst. So glaubt der Rezensent des
Sammler in Rheinberger einen entschiedenen Anhánger der neueren Richtung der Musik
erkennen, welcher „unverkennbar auf Wagner’schen Bahnen“ gehe.“ Auch die
Badische Landeszeitung Mannheim berichtet, dass die Anklänge an Wagner nicht zu
verkennen sind, besonders in der Behandlung des Orchesters.“ Der ehemalige
Rheinbergerschüler Theodor Kroyer ist diesbezüglich anderer Ansicht. Auch wenn
Rheinberger Wagner’sche Gedanken nicht scheut, bestimmen doch eher Weber und
Meyerbeer seinen dramatischen Stil.® Trotzdem sind Ähnlichkeiten und
Übereinstimmungen mit Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg nicht von der
Hand zu weisen, wie Hanns Steger feststellt. Steger analysiert einen kurzen Ausschnitt
aus der vierten Szene des ersten Aktes (Takt 60-75). Elsbeth erwartet sehnsüchtig
Roderich. Die beiden Tonarten G-Dur und A-Dur bilden keine schließende Kadenz aus,
sondern werden durch Dominantformen und Subdominanten dargestellt. Weiters fällt
auf, dass die Melodie auffallend kurze Bögen bildet. Diese werden anschließend vom
Orchester fortgesetzt beziehungsweise beantwortet. Das Orchester ist so am
melodischen Geschehen beteiligt und andererseits ist die Singstimme durch ihre
Akkordzerlegungen in den harmonischen Aufbau integriert. Als Analysebeispiel aus Die
Meistersinger von Nürnberg wühlt Steger die zweite Szene des zweiten Aufzugs, Takt
81-93. Auch in diesem Beispiel wird über mehrere Takte die Tonika von G-Gur nur
$9 Vgl. Josef Rheinberger, Die sieben Raben, Oper in drei Akten op. 20, Reprint des Klavierauszugs von
1869, revidiert nach Bd. 11 der Rheinberger-Gesamtausgabe, hg. von Irmlind Capelle, Detmold 2007,
0.5.
*! Vgl. Der Sammler, Beilage zur Augsburger Abendzeitung, 5. Juni 1869, Nr. 63, S. 251, zit.n. Hans-Josef
Irmen, Gabriel Josef Rheinberge als Antipode des Cäcilianismus, S. 51.
62 Vgl. Badische Landeszeitung Mannheim, 7. Dezember 1869, Mbs, Rha. Tb I, S. 117, zit.n. Hans-Josef
Irmen, Gabriel Josef Rheinberge als Antipode des Cácilianismus, S. 51.
$* Vgl. Theodor Kroyer, Josef Rheinberger, S. 100.
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