entpuppte sich Bonn als Mittelpunkt eines poetischen Kreises. Er war ein talentierter
Maler und Zeichner, besaß aber auch eine musikalische Begabung und viel Humor.
Nach einem kurzen Philosophiestudium (1847) wandte sich Bonn der
Rechtswissenschaft zu und absolvierte letzteres mit Auszeichnung und wurde
schließlich Staatsanwalt am Oberlandesgericht in München. 1880 wurde er als Präsident
der Domänenkammer und Direktor des fürstlichen Zivilkollegialgerichts an das
Fürstenhaus Thurn und Taxis berufen. 1881 wurde er zum Abgeordneten des bayrischen
Landtags gewählt, legte aber 1886 sein Mandat nieder. Franz Bonn starb am 7. Juli 1894
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an den Folgen einer Influenza.
Seine poetische Tätigkeit begann Franz Bonn 1854 mit dem lyrischen Epos Wolfram.
Bonn schrieb aber nicht nur unter seinem eigenen Namen, sondern auch unter
Pseudonymen. So wandte er sich als „Freiherr von Rachwitz“ gegen die „schwülstige
Bilderjagd“ der Jungdeutschen, wie etwa Karl Beck, Alfred Beck, u.A., welche er mit
seinen Lavagluthen auf lustige Weise verspottete. Seine Weh-Moll-Symphonie brachte
Bonn unter dem Pseudonym „Franz von Münchberg“ heraus. Berühmt wurde allerdings
. -. «55
sein Pseudonym als Herr „von Miris“.
Einige seiner Texte, darunter das Märchenlustspiel Der verzauberte Frosch und das
Singspiel Der arme Heinrich wurden von Karl Greith (1828-1887) und Josef
Rheinberger vertont. Bonn dichtete aber auch Textbücher für Opern und Operetten, wie
beispielsweise zur komischen Operette Der Hans ist da komponiert von Franz Fórg,
aber auch die durch Moritz von Schwinds berühmten Zyklus angeregte Oper Die Sieben
Raben und die beiden Märchen Undine und Dornröschen, komponiert von Freiherr von
Perfall.”° Zudem schrieb Bonn zu über einem Dutzend sehr beliebter Bilderbücher,
erschienen bei Verlagen aus Eflingen, Leipzig und München, die dazugehörigen
5]
Verse.
M Vgl. Hyacinth Holland, Der Dichter und Humorist Franz Bonn (,,v. Miris"), in: Biographische Blütter.
Jahrbuch für lebensgeschichtliche Kunst und Forschung, Bd. 1, hg. von Anton Bettelheim, Berlin
1895, S. 391, 397.
55 Vgl. Hyacinth Holland, Der Dichter und Humorist Franz Bonn (,,v. Miris"), S. 391-393.
36 Vgl. Hyacinth Holland, Der Dichter und Humorist Franz Bonn (,,v. Miris"), S. 392-393.
?' Vgl. Joseph Kehrein, Der bayrische Dichter Franz Bonn, in: Historisch-politische Blätter für das
katholische Deutschland, Bd. 88, München 1881, S. 607.
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