Und selig, wem sie Gott bescheert.
(Von Gott wird sie bescheert.)
Ich meine der Chor darf ein bisschen sprichwörtlich reden. Ich fürchte aber doch, daß es dir nicht
genügt und erwarte sehr bald dein Urtheil zu hören. Auch weiß ich nicht mehr genau, was vorher
allenfalls Elsbeth u. Roderich schon sagten — es kann sein, daß ich eine Wiederholung früherer
Gedanken schrieb.“
In einem ersten Brief vom 19. Juli 1868 äußert sich Fanny begeistert darüber, dass
Rheinberger die Komposition abgeschlossen hat. In einem zweiten Brief desselben
Tages macht sie allerdings noch Vorschläge zu Änderung:
Ob nachstehende Zeilen etwas besser sind?
Mathilde
Die Krone schmück dein Haupt fortan
O Heldin, die den Sieg gewann
(Doch) Und um den Lorbeer schlinge sich
Die Myrthe hold und inniglich.
Chor
Die Krone schmiick” dein Haupt fortan
O Heldin, die den Sieg gewann.
Mit starkem Muth durch Kampf und Noth
War sie getreu bis in den Tod.“
(Ich meine der Chor kann in diese Worte mehr Kraft legen und bildet zugleich die Schlußmeinung des
Publicums, daß Elsbeth treu bis in den Tod war. ^
Im Band 11 der Rheinberger-Gesamtausgabe zu den Sieben Raben befindet sich eine
Gegenüberstellung der Handlung der ersten und der zweiten Fassung und auch die
Musik wird dabei nicht vernachlássigt. Ein Zugang zur ersten Fassung des Librettos war
mir leider nicht móglich. Dennoch erscheint ein Vergleich interessant, um ein
umfassenderes Bild zu bekommen, daher wurde diese Gegenüberstellung im Angang
beigefügt. Die wesentlichsten inhaltlichen Veránderungen sind vermutlich jene, dass die
Fee in der ersten Fassung nicht im Traum erscheint, dass Eckart die Idee hatte Elsbeth
fortzuschaffen und nicht Hubert von allein kommt, wie in der zweiten Fassung. Die
Rolle des Abgesandten von Burgund wurde gestrichen und Eckart ist jetzt der
potenzielle Brautvater.
Der Text zur Oper von Franz Bonn war immer ein Stein des AnstoBes. Nachfolgende
Zitate aus Briefen und Zeitungen dienen zur Veranschaulichung in welche Richtung die
3 Fanny Rheinberger an Josef Rheinberger, 12 Juli 1868, ,,Familienarchiv Rheinberger“, Signatur: RhFA
Briefe 11/25, zit. n. Irmlind Capelle, Vorwort, in: Josef Gabriel Rheinberger, Sümtliche Werke, Bd. 11,
hg. vom Josef Rheinberger-Archiv, Vaduz 2006, S.
* Fanny Rheinberger an Josef Rheinberger, 19. Juli 1868, ,.Familienarchiv Rheinberger", Signatur: RhFA
Briefe 11/30, zit. n. Irmlind Capelle, Vorwort, in: Josef Gabriel Rheinberger, Sümtliche Werke, Bd. 11,
hg. vom Josef Rheinberger-Archiv, Vaduz 2006, S.
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