Masterarbeit Beat Vogt
sonal- und Magazinkosten für die jeweilige Bibliothek (vgl. IFLA 2000). Insoweit sind in einer Ge-
samt-kostenrechnung Pflichtexemplare alles andere als gratis.
3.6. Abgabefristen für Pflichtexemplare
Die zeitliche Frist für die Pflichtstiickabgabe variiert: von zwei Mal im Jahr in Danemark einerseits bis
hin vom Tag, an dem die Publikation öffentlich zugänglich ist, in Frankreich andererseits. Zwischen
diesen Extremen liegen Indonesien mit drei Monaten, Finnland mit zwei Monaten, Südafrıka mit 14
Tagen und Kanada mit sieben Tagen.
Eine möglichst rasche Ablieferung bringt mehrere Vorteile: Die Benutzer müssen nicht länger warten;
die Titel kommen rechtzeitig in die Nationalbibliografie; eine prompte Abgabe verhindert das Verges-
sen (was bei langem Aufschieben eher der Fall ist); die Ware versperrt nicht länger kostspieligen Platz
bei Druckereien und Verlagen (vgl. IFLA 2000).
4. Grenzen und Unvollständigkeit des Sammelns
Personelle und räumliche Ressourcen sowie begrenzte technische Kapazitäten verunmöglichen ein
vollständiges Sammeln. Als Schlüsselfrage stellt sich heraus, was zu sammeln ist bzw. was später
historisch wertvoll oder zumindest gefragt sein wird (vgl. IFLA 2000). Es gilt also, Entscheidungen zu
treffen und Prioritäten zu setzen (vgl. Dobrolecki 2008, S. 240). Gemäss der Kommission Mühlemann
gilt es, in grösserem Masse auf den Wert des Sammelmaterials zu achten, weniger auf die Vollstän-
digkeit (vgl. Surchat 1995, S. 39). Wilhelm (1995, S. 13) bescheinigt der SNB, dass diese von Anfang
an ideale Vorstellungen mit dem Sinn für Pragmatisch-Mógliches verknüpft hat. Ein vollstándiger
Sammelauftrag erfordert eine funktional-pragmatische Umsetzung, geleitet von kuratonischen Prinzi-
pien und wirtschaftlicher Effizienz, um die übergeordnete Forderung nach einem Bewahren des kultu-
rellen Erbes nicht aus den Augen zu verlieren (vgl. Mason 2007, S. 211). Insofern wird man niemals
völlig zufrieden sein können, weil nie ausreichend Geld zur Verfügung steht (vgl. Chalmers 1997,
S. 37).
Eine weitgehend klug zurückhaltende Kaufpolitik der Bibliothekare erscheint angebracht. Die SDD
beispielsweise tátigt Erwerbungen nicht um jeden Preis und gibt das Geld sinnvoll aus. Der Verzicht
auf hochpreisige Werke schafft nützliche Ráume für den Erwerb einer entsprechend grósseren Zahl
günstigerer Titel, was die Mehrzahl der Nutzer erfreut registriert haben soll (vgl. Leskien 2010, S. 70).
5. Nationale Sammlungen
Der Begriff Sammlung hat eine doppelte Bedeutung. Er bezeichnet die Tátigkeit des Sammelns ebenso
wie das erreichte Ergebnis (vgl. Leskien 2010, S. 63). Die Begriffe national und Sammlung kor-
respondieren mit einem Raum-Zeit-Konzept, das vor der Vernetzung durch Internet und interaktive
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